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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 179

1880 - Sondershausen : Eupel
179 Hier haben edle Fürsten gelebt und gewaltet, deren hehre Bilder sich dem Herzen des Volkes mit nnauslöschlichen Zügen eingeprägt; hier haben die Harfen begeisterter Sänger gerauscht; hier hat die gläubige Frömmig- keit gebetet und geduldet; hier ist ein Licht angezündet worden, das die Hölle nicht überwältigen kann. Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei haben in der Burg eine Stätte gefunden, wie kaum irgendwo; die sich selbst ver- leugnende Liebe der heiligen Elisabeth, Luthers frommer Felsenglaube und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat fast alle Feste durchweht, die auf diesem kleinen Raume gefeiert wurden. In den Sommermonaten strömen zahllose Gäste ab und zu, um die Sehenswürdigkeiten der Burg zu betrachten und an den: herrlichen Natur- genuß sich zu erfreuen. Nicht ohne heilige Scheu betritt der Wanderer die kleine Lntherstnbe, worin der große Reformator als Junker Jörg die Bibel übersetzt und das Tintenfaß an die Wand geschleudert hat; mit Be- wunderung beschaut er die herrlichen Gemälde im Ritterhause, im Land- grafenzimmer, im Sängersaale und in der Elisabethengallerie; andächtig stimmt ihn die kleine, prachtvoll geschmückte Kapelle, und mit Interesse betrachtet er die alten, schweren Rüstungen und Waffen der Ritter und Knappen. Es war doch eine merkwürdige Zeit, die Zeit des alten Rittertums. Was mögen das für gewaltige Recken gewesen sein, die sich in diese Stahl- kleider hüllten und die wuchtigen Waffen schwangen! Schon Knaben mußten sich an das Tragen derselben gewöhnen; es werden unter anderem auch Eisenpanzer gezeigt, die von den jugendlichen Prinzen Ernst und Albert, von Kunz von Kaufungen ans dem Schlosse zu Altenburg geraubt, ge- tragen wurden. Auch die Umgebung der Wartburg bietet manche Schönheit. Reizend ist das Marienthal, überraschend schön die „Weidmannsruhe" und höchst interessant das Annathal, ein Glanzpunkt wildromantischer Schönheit im Thüringerwald-Gebirge. Von hier führt der Weg nach der „Hohensonne," einem einfachen, aber vielbesuchten Forst- und Gasthause, an dem der Rennsteig vorüberführt. Nach H. Schwedt. 7. Schwarzburg. Wenn die Schwarza unterhalb Sitzendorf die Sorbitz aufgenommen hat, schlägt sie um einen vorspringenden Berg einen mächtigen Bogen und eilt durch waldbegrenzte, äußerst liebliche Wiesen. Ihr Thal wird plötzlich zum reizenden Parke, und von jenem Bergvorsprnnge, den sie umarmt, grüßt uns die Krone des südöstlichen Gebirges, die helle, schöne Schwarz- burg, ans den sie umlagernden höheren, mit dunklem Nadelholz bewachsenen Bergen, wie ein heller Stern hervorschimmernd. Was die Wartburg für die nordwestliche, das ist die Schwarzburg für die südöstliche Hälfte des Thüringerwaldes, jene wie diese die reizend gelegene, vielbesuchte Wiege eines noch blühenden Fürstengeschlechtes, aber in ihrem landschaftlichen Charakter sehr verschieden. Die Schwarzburg trügt den einer abgeschlossenen, in sich selbst versunkenen, tief romantischen Waldschwermnt. Der Blick aus ihren hohen Gemächern geht nur in das hellgrüne Bogenthal der Schwarza, an die düster waldigen Wände der höheren Berge ringsum und auf die Hütten des Dörfchens an ihrem Fuße. Aber gerade in dieser Abgeschlossen- 12*
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