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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 189

1880 - Sondershausen : Eupel
189 ohne vielen Holzaufwand wie in Holland, und über den niedrigen Thüren ist immer ein kleiner, schmaler Bogen, der schneeweiß angekalkt ist, der ein- zige übertünchte Streifen am ganzen Hause. Neben den Thüren findet man immer zwei eiserne Ringe angeschlagen, um Reitpferde daran anzu- binden; denn bei der argen Weglosigkeit der Marsch im Herbst und Winter reiten die Bewohner lieber zu einander, selbst die Weiber, die von ihren Männern hinten auf das Kreuz des Pferdes genommen werden. Einen eigentümlichen Zug bilden in der Landschaft die Deiche, die sich in langen Linien durch die Wiesen strecken. Man unterscheidet sie in Binnen- und Haf- oder Seedeiche. Mit dem letzten Namen wird der äußere Deich, der gegen die See schützt und unmittelbar an der Küste hin- läuft, bezeichnet. Wenn das Land nach dem Meere zu anwächst und dann durch seine Eindeichung ein neuer „Hafdeich" entsteht, so wird der alte da- durch ein Binnendeich; denn man läßt diese bestehen, weil ihre Wegschaf- fung sehr kostspielig sein würde, und weil sie auch beim etwaigen Durch- bruch des Hasdeiches doch noch schützen können. — Weil die Deiche meistens erhaben und daher trockener sind, als die tiefliegenden Marschen, so fährt man gern auf ihren Rücken hin, und es bilden sich daher namentlich ans den Binncndeichen Wege aus. Ans den Hafdeichen zu fahren, erlaubt man aber nicht in allen Marschländern, weil die Wagen dem Deiche schaden. Die auf den hohen Deichen sich bewegenden Wagen, Fußgänger und Reiter gewähren in der Ferne einen eigentümlichen Anblick. Sie sehen gespenstisch aus, und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster auf den Deichen wandeln sehen. Als letzte Eigentümlichkeit muß man noch die tiefen Gräben er- wähnen, die um alle Marschwiesen und Marschücker gezogen sind, um sie trocken zu legen, und dann die Kanäle und Schleusen, um die süßen Landgewässer ans Meer abzuführen. Im Sommer sind die Gräben zum Theil trocken und voll Vieh, das darin graset. Die Kühe schienen mir alle außerordentlich zahm, sanft und klug; denn eine jede, bei der wir vor- beifuhren, hob ihren Kopf aus dem Grase empor, blickte uns neugierig an und brüllte, als wollte sie uns begrüßen. Kohl. 14. Die Halligen. An der Westküste von Schleswig liegen, umflutet von den Wogen der Nordsee, mehrere Inseln, die als Überreste einer zusammenhängenden, dem Meere zum Raube gewordenen Landstrecke anzusehen sind. Die größeren dieser Eilande sind durch Deiche vor den Meeressluten geschützt, welche täglich neue Versuche machen, den letzten Brocken ihres großen Raubes zu verschlingen. Die kleineren derselben führen den Namen die Halligen. Eine solche Hallig ist ein flaches Grasfeld, das kaum zwei oder drei Fuß höher liegt, als der gewöhnliche Stand des Meeres, und daher sehr oft, besonders in den Wintermonaten von der wogenden See überschwemmt wird. Die bedeutendsten dieser Halligen sind noch keine halbe Quadrat- meile groß, die kleineren, oft nur von einer Familie bewohnten, kaum nur ein paar tausend Fuß lang und breit; die kleinsten und unbewohnten dienen nur dazu, ein wenig kurzes und feines Heu zu gewinnen, das aber sehr oft, ehe es geborgen werden kann, von der Flut weggespült wird. Das
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