1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Kirchen. Wegen ihrer Lage an der Ostsee eignet sie sich recht zu einer
Handelsstadt. Südwestlich von ihr liegen die deutschen Ostseeprovinzen,
in denen viele Deutsche wohnen und viel Getreide und Flachs gebaut wird.
Die großen Wälder Rußlands sind theilweise noch Urwälder, in welchen
Auerochsen, Elenthiere, Bären, Wölfe, Eber, Hirsche und Rehe Hansen. Je
weiter man nach Norden wandert, desto mehr sieht man an die Stelle der
Laubholzwaldungen Nadelholz treten, vielfach mit Birkenwäldern abwechselnd;
nach und nach schrumpfen die Bäume zu Zwergen zusammen, und endlich
erblickt man nur noch traurige und öde Flüchen mit Moos und Flechten.
An manchen Stellen ist der Boden zu Mooren versumpft, welche die meiste
Zeit des Jahres zugefroren sind. Rauh und eisig ist die Lust dieser Ge-
genden. Schon im November stürzen gewaltige Schneemassen vom Himmel.
Das Eis wird oft Isis Meter dick, und kaum vermag sich der Mensch
gegen die grimmige Kälte zu schützen. Schnelle Rennthiere, blangrane Füchse,
schwarzbraune Zobel, weiße Hermeline und Eisbären durchstreifen die
Schneefelder. Frühling und Herbst sind hier unbekannt; aus den plötzlich
eintretenden Sommer folgt bald wieder der strenge, neun Monate währende
Winter. Auhaltsches Lesebuch.
48. Die griechische Halbinsel.
Die griechische Halbinsel ist die östlichste von den drei Halbinseln
Europas, welche gegen Süden ins Mittelmeer gehen. Im Norden durch-
zieht dieselbe längs der Donau ein hohes Gebirge, der Balkan oder Häm ns
genannt. Von diesem erstrecken sich Ausläufer gen Süden durch die ganze
Halbinsel. Da gibt es manch schönen Berg, liebliche Thäler mit klaren
Flüssen und fruchtbare Ebenen, und über Land und Meer wölbt sich ein
heiterer, tiefblauer Himmel. Non drei Seiten dringt das Meer vielfältig
in kleinen Busen ins Land. Wegen der Meeresluft, die tief in die Thäler
eindringt, wegen der hohen Lage der Landschaften ist die Luft nicht heiß,
sondern klar und mild. Selbst der Winter tritt in den Thälern so mäßig
auf, daß in den südlich gelegenen fast ewiger Frühling herrscht. Der
Norden hat in seinen Thälern Getreide; die südlichen Thäler und Höhen,
mit duftigen Blumen und ehemals auch mit herrlichen Waldungen ge-
schmückt, geben Wein, Öl und Südfrüchte. — In diesen gesegneten Ge-
filden blüheten in alten Zeiten schon Staaten, welche später das gewaltige
Römerreich in sich aufnahm.
Fast in der Mitte des Landes liegt Macedonien. Von da ans
hatte Alexander etliche Jahrhunderte vor der Geburt des Herrn seinen
Siegeszug nach Asien unternommen. In Philippi blieb der Apostel
Paulus etliche Tage. Eine Christengemeinde entstand, zu welcher die Lydia
und der Kerkermeister mit ihren ganzen Häusern gehörten, und welche seine
Freude und seine Krone wurde. Heutzutage ist der Ort ein geringes Dorf.
Von Philippi zog Paulus gen Thessalonich, damals und noch jetzt eine
der wichtigsten Städte Makedoniens, und von da nach Beröa, fünf Meilen
von Thessalonich. Da in Beröa ein Pöbclauflauf erregt wurde, ging der
Apostel weiter, setzte sich aufs Schiff und kam nach Athen in Griechen-
land. Die Stadt liegt in einer Ebene, ein Theil von ihr auf und zwischen
Hügeln. Sie mochte in der blühendsten Zeit an 150 000 Einwohner haben
und war eine glänzende Stadt. Die Leute zu Athen waren reich begabt