1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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lassen, deshalb rechnet man je aus das vierte Jahr einen Tag mehr und
nennt es das Schaltjahr. — Der Frühling beginnt um den einnnd-
zwanzigsten März; die Sonne steht gleich weit von beiden Polen über der
Erde, Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne scheint immer näher zu
kommen und immer höher am Himmel aufzusteigen, der Tag und die
Wärme nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. Der Sommer
beginnt um den einundzwanzigsten Juni. Alsdann steht die Sonne am
höchsten über unserm Haupte, und dieser Tag ist der längste. Von da an
kommt die Sonne immer schiefer gegen uns zu stehen, und die Tage
werden kürzer. Der Herbst beginnt um den cinundzwanzigsten September.
Tag und Nacht sind wieder gleich, die Tage und die Wärme nehmen
immer ab, die Nächte und die Kühle nehmen zu. Der Winter beginnt
um den einundzwanzigsten Dezember. Der Leser verschläft alsdann die
längste Nacht, und die Sonne steht so tief, daß sie ihm noch früh um
neun Uhr durch des Nachbars Kaminhnt in das Stüblein schauen kann,
wenn die Fensterscheiben nicht gefroren sind. — Hieraus ist zu gleicher
Zeit zu erkennen, daß nie auf der ganzen Erde die nämliche Jahreszeit
herrscht. Denn zu gleicher Zeit und in gleichem Maße, wie sich die Sonne
von unserem Scheitelpunkt entfernt, oder wir von der Sonne, kommt sie
höher über diejenigen zu stehen, welche gegen den anderen Pol hinaus
wohnen, und umgekehrt ebenso. Hebel.
73. Der Mond.
Der Leser wird nun recht begierig sein, auch etwas Neues von dem
Monde zu erfahren, der ihm des nachts so oft in die Fenster scheint.
Erstlich: Der Mond ist eine große Kugel, die im unermeßlichen Weltraum
schwebt, nicht anders, als die Erde und die Sonne; aber in seiner körper-
lichen Masse ist er funfzigmal kleiner als die Erde, und nur ungefähr
50 000 Meilen von ihr entfernt. Zweitens: Der Mond, wie die Sonne,
scheint sich in vierundzwanzig Stunden mn die Erde herum zu drehen.
Es scheint nur so, und in Wahrheit kommt das Erscheinen und Verschwin-
den des Mondes, wie der Sonne, nur von der Umdrehung der Erde um
ihre Achse her. Drittens: Der Mond muß auch sein Licht von der Sonne
empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die Sonne ge-
kehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer die nämliche
Hälfte hell und die nämliche finster bleibe, so dreht sich der Mond, wie
die Erde, ebenfalls um sich selber oder um seine Achse und zwar in nenn-
nndzwanzig und einem halben Tag. Daraus folgt, daß in dieser langen
Zeit der Tag und die Nacht nur einmal um den Mond herumwandeln.
Der Tag dauert dort an einem Orte so lange, als ungefähr zwei von
unsern Wochen, und ebenso lange die Nackt; und ein Nachtwächter muß
sich schon sehr in acht nehmen, daß er in den Stunden nicht irre wird,
wenn es einmal anfängt, zweihundert drei und zwanzig zu schlagen, oder
dreihundert neun. — Aber viertens: Der Mond bewegt sich in der nämlichen
Zeit auch mn die Erde. Dies sieht man an den Sternen. Wenn man
einen langsam gehenden Postwagen aus weiter Ferne beobachtet, meint
man, er stehe still; wenn man aber bemerkt, wie er doch nicht immer
neben dem nämlichen Baum an der Straße sich befindet, sondern nach
ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man, daß er nicht still
steht, sondern langsam der Station zufährt. Wenn er aber in einem