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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 280

1880 - Sondershausen : Eupel
280 ih Der Löwe. Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, auf den Ausdruck seines Gesichtes, genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig- liche Thier kennen lernten, van Grund des Herzens zuzustimmen. Der Löwe ist im- König der Raubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der Sängethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen Katzen zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dem stark ge- bauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Be- haarung, in dem breiten, kleinäugigen Gesicht, in dem Herrschermantel der wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste, welche seine Schwanzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper erscheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein und haben runde Sterne, nicht lange, wie bei der Katze; die Schnurren sind in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den männlichen Löwen auszeichnet und ihm das stolze königliche Ansehen gibt. Ein Königsinaiitel, dicht und schön, umwallt des Löwen Brust als Mähn'; eine Königskrone wunderbar, sträubt sich der Stirne straffes Haar. Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vorderbrnst, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man ans ihr allein mit Leichtigkeit erkennen kann, ob der Löwe aus Süd- oder Nordafrika oder ans Mittelasien stammt. Das Vaterland des Löwen ist jetzt hauptsächlich ans Afrika beschränkt, wo er sich aus Furcht vor den Feuergewehren, z. B. am Cap der gittert Hoffnung, schon über die Wohnsitze der Engländer, Holländer und Deutschen zurückgezogen hat, während er im Norden Afrikas vor den Franzosen in Algier zurückweicht. In den frühesten Zeiten war er auch in Europa und zwar in Theilen des alten Griechenlands verbreitet, weit zahlreicher aber in Asien und dem ganzen Bereich der Länder, die um Palästina herum- liegen. Auch scheint der Löwe im Altertum viel häufiger gewesen zu sein, denn jetzt geraten stets nur wenige in Gefangenschaft, bei den Thierkämpfen aber, welche den alten Römern als öffentliche Schauspiele gegeben wurden, mußten ans den Provinzen oft hunderte von wilden Löwen geliefert werden. Pompejus erhielt zu solchem Zwecke 600, unter denen 315 männliche Löwen waren. Der Löwe geht mit der Löwin gemeinsani auf die Jagd, und auch mehrere männliche Löwen vereinigen sich zuweilen für diesen Zweck. Nicht leicht kommen sie in Streit, leben aber auch sehr vereinzelt, weil jeder zu seiner Ernährung ein großes Jagdgebiet bedarf. Breite, waldige Thäler bilden den Lieblingsaufenthalt des Löwen; im Gebirge scheint es ihm nicht zu behagen. Wo ihn bei seinen Streiszügen der Morgen überrascht, da bleibt er liegen in den verborgensten Theilen des Dickichts. Im Ganzen ähneln seine Gewohnheiten denen anderer Katzen, doch weicht er auch in vielen Stücken sehr wesentlich von ihnen ab. Er ist ruhiger als alle übrigen Mitglieder der Katzenfamilie, und liebt deshalb größere Streiszüge durchaus nicht, sondern sucht es sich so bequem zu machen als möglich.
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