1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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reif wird. Fragt nur die Bauern! Die können auch Stückchen von ihm
erzählen, die alle das Zuchthaus verdienten. Selbst auf ihren Kornböden
können sie ihr Getreide nicht sichern; der Spatz holt sich seinen Theil selbst,
und das alle Tage. Vom Reisen ist er kein Freund; er bleibt im Winter
da und denkt: „Ich kann mir ja mit Stehlen helfen!" — Ist das nicht
arg? — Werdet nicht wie die Spatzen!
Walther.
17. Die Meise.
Die Meisen sind ein lebhafte» Yömein. Es sind kleine, starke
und äusserst muntere Thiere. Sie leben von Insekten, Beeren u.
dergl. Ihr Gefieder ist lang, weich, seidenartig. Sie vermehren sich
ausserordentlich schnell, fliegen rasch und klettern flink. Verkehrt
hängen sie sich an die Zweige der Bäume. Sie leben gern in Ge-
sellschaften. Am liebsten nisten sie in Baumlöchcrn. Wenn man
im Herbste durchs Nadelholz geht, so trifft man oft weit und breit
kein Vögelchen. Plötzlich stösst man auf ein lautes, lustiges Leben.
Eine Gesellschaft von Meisen streicht durch den Tannenwald. Es
sind wandernde Tann-, Kohl-, Hauben- und Blaumeisen. Ein halbes
Dutzend Goldhähnchen haben sich ihnen angeschlossen. Die Gesell-
schaft besetzt etwa fünf oder sechs Bäume. Dann wird das Gehölz
von oben bis unten durchstöbert. Die Thierlein häkeln sich, ,,zit —
zit“ rufend, an die Spitzen und Wipfel der Bäume. Emsig werden
Insekten aufgesucht und gejagt. Auf die Menschen, die unten zu-
sehen, wird nicht geachtet. In wenigen Minuten sind unter tausend
Künsten die Bäume und Sträucher abgesucht. Nun macht sich die
Gesellschaft wieder auf den Weg nach Süden. In kurzer Zeit ist all
das lustige und bunte Treiben wieder verschwunden.
Ts ch vi di.
18. Der Specht.
Es gibt auch unter den Vögeln reiche und arme Leute, vornehme
und geringe, Fürsten und Könige und schlichte Handwerkslente. Der
Habicht und der Falke ziehen mit krummen Schnäbeln und scharfen Klanen
auf die Jagd; der Kranich und der Reiher gehen als Fischcrsleute zu
dem Teiche; die Schwalbe baut als Maurer sich ans Erde das feste
Nest, und tief im Walde wohnt der Holzhauer und Zimmermann der
Vögel: der arme Specht. Vier Brüder sind es, die alle das gleiche Hand-
werk treiben. Der größte heißt von seinem schwarzen Rocke der Schwarz-
specht. Er hat ein feuerrotes Käppchen auf dem Kopfe. Schön grün und
rot ist der zweite; er heißt nach seinem Kleide der Grünspecht. Die beiden
andern sind schwarz und weiß, als sei ihr Kleid ans Flicken und Flecken
zusammengesetzt, wie es bei armen Leuten wohl der Fall ist; einer davon
ist größer, der andere kleiner, dies ist der große und der kleine Buntspecht.
Kümmerlich ist die Nahrung dieser Vögel. Nichts Gebratenes und
Gesottenes kommt ans ihren Tisch; ekelhafte Würmer und Maden sind
ihre Kost einen Tag wie den andern, selbst am Festtage. Ohne Salz und
Schmalz, roh wie sie sind, frißt sie der Vogel. Doch ist er dabei lustig
Helmrich, Vaterländ. Lesebuch. 19