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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 294

1880 - Sondershausen : Eupel
294 beinahe nur von Pflanzen und hat einen sehr stumpfen Geschmack, denn er verschluckt ohne Auswahl auch thierische und mineralische Massen, bloß um seinen ungeheuren Magen damit auszufüllen. So tödtete man einen, indem man ihm ungelöschten Kalk zu fressen gab. Sein Nest ist eine bloße Vertiefung, in welcher die 30 bis 40 Eier auf der Spitze stehen, damit sie den möglichst geringen Raum einnehmen. Diese Eier werden von mehreren Weibchen gemeinschaftlich gelegt und gewöhnlich am Tage auch abwechselnd von ihnen bebrütet; nur des Nachts brütet der Hahn, um die kleineren Raubthiere abzuhalten, die er mit einem kräftigen Schlage seiner gewaltigen Füße tobten kann. Rings um das Nest werden noch überzählige Eier gelegt, welche von den Alten beim Auskriechen der Jungen zerschlagen werden sollen, um dem zarten Magen derselben eine nahrhafte Speise geben zu könuen. Kaup. 23. Die Eidergans. Auf den rauhen, zackigen, mitten aus dem Meere sich erhebenden Felsen um Island und die Färöer, sowie an den Küsten des nördlichen Eismeeres nistet ein Thier, dessen Kleid der Nordländer sehr hoch schätzt, dies ist die Eidergans oder Eiderente. Seiner Größe und Gestalt nach steht dieser Vogel zwischen Enten und Gänsen in der Mitte. Das Männchen ist oben weiß, unten schwarz, an dem Nacken, dem Schnabel und den Beinen blaßgrün und zu beiden Seiten des Kopfes mit einem schwarzen, sichelförmigen Flecke versehen; das Weibchen dagegen erscheint stets in einem rostgelben, mit schwarzen Querstreifen gezeichneten Kleide und hat unten an den Flügeln und an der Brust überaus zarte, weißwollige Daunen, welche unter dem Namen Eiderdunen bekannt und sehr gesucht sind. Die starke Verfolgung, welche das Thier deswegen und um des Fleisches und der Eier willen erleidet, hat cs gelehrt, sich die unzugänglichsten Felsen als Brüteplatz auszuwählen. Aber selbst diese schützen es nicht gegen habsüchtige Menschen, welche die im Neste befindlichen Dannen, so- wie die darin eingehüllten Eier rauben und dabei tollkühn und verwegen ihr Leben aufs Spiel setzen. Steile Küstenfelsen und freistehende Meeres- klippen werden mit der größten Lebensgefahr von einigen Personen erstiegen, und der Suchende an einem mit Querhölzern eingeflochtenen Seile hinab- gelassen, um, zwischen Himmel und Erde schwebend, an den Felsenwänden umher zu spähen. Es gewährt dieses einen furchtbaren Anblick; denn nicht selten schwebt der Wagehals in einer Höhe von 250 Metern über dem unter seinen Füßen wogenden und tosenden Meere. Mit noch größeren Gefahren aber hat er zu kämpfen, sobald der listige Vogel sein Nest unter einem Vorsprunge oder in einer Felseuspalte angebracht hat. Er muß sich dann durch Hin- und Herschwanken dem Orte zu nähern suchen; manch- mal nulß er, um über Felseuspaltcn zu gelangen, Stangen auflegen und in einem Korbe zur andern Seite rutschen. Nicht selten stürzt ein mürbes Felsenstück herab und zerschmettert den Verwegenen. Reißt das Seil entzwei, weicht oder bricht während des Hinübcrrntschens eine Stange, so stürzt der Unglückliche in die tobende Brandung und wird von den Wellen begraben. Der in seinem Brutgeschäfte gestörte Vogel bereitet ein zweites Nest. Aber vergeblich, auch zum zweiten Male raubt man ihm Eier und Federn; denn nur zu gut weiß der Nordländer, daß der unermüdliche Vogel die
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