1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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werden, desto kleiner und schwächer wird der Schwanz. Der Frosch braucht
ihn endlich gar nicht mehr; deshalb verschwindet er auch gänzlich, wenn die
Beine völlig ausgewachsen sind.
Bisher war cs dem Frosch nur möglich, im Wasser zu leben und
hier die mancherlei Würmchen zu verzehren. Doch aus den meisten der-
selben sind Fliegen und Mücken geworden. Diese fliegen in die Luft und
halten dort ihre lustigen Tänze. Sie setzen sich ans die schwankenden.
Grasblättcr und kommen nie ins Wasser zu dem Frosch zurück. Sehn-
süchtig sicht er dieser seiner Speise nach. Er will aufs Land. Bisher
konnten seine Kiemen nur solche Luft einatmen, die sich im Wasser be-
findet; doch während seine Beine zum Hüpfen brauchbar wurden, bildeten
sich die Wasserkiemen zu Lungen ans. Mit ihnen atmet er solche Lust
ein, wie wir sie gebrauchen. Nun endlich lernt der Frosch höher und höher
Hüpfen, bis er die Fliege auf dem Vergißmeinnicht erhaschen kann. Seine
Zunge leistet ihm bei solcher Jagd gute Dienste. Sie ist breit und vorn
im Munde festgewachsen; nach hinten liegt sie frei und los. Wenn das
Mücklein nahe genug ist, klappt sie sich heraus, ergreift das kleine Thier
und bringt es in den Mund. Nach H. Wagner.
25. Der Hering.
Wer kennt nicht diesen Seefisch, welcher, besonders eingesalzen, eine,
eben so wohlschmeckende, als der Gesundheit zuträgliche Nahrung für Arme
und Reiche fast auf dem ganzen Erdboden gibt? Der Wert dieses Fisches
wird noch dadurch erhöht, daß sehr viele Menschen von dem Fange, der
Zubereitung und dem Verkaufe desselbcu leben.
Der 8 bis 12 Zoll lange Hering hat nur eine Rückenflosse, sein
Bauch ist unten scharf zusammengedrückt und hat eine, durch die hervor-
tretenden großen Schuppen sägeartig gezähnte Kante; der Kopf ist fast
dreieckig, das Maul klein, mit kleinen, angewachsenen Zähnen besetzt; die
Kiemenspalten sind weit und die Kiemenbögen wie Kämme gezähnt; sein
Fleisch ist mit zahlreichen, feinen Gräten durchwebt. Er bewohnt vorzugs-
weise die Nordsee, ist aber auch in der Ostsee zu hause. Der gewöhnliche
Aufenthalt der Heringe ist die Tiefe des Meeres, wo ihnen kleine See-
thiere zur Nahrung dienen. Zur Laichzeit verlassen die vollwüchsigen die
Meerestiefe und ziehen in unsäglicher Menge nach Süden, um an den
Küsten und Mündungen der Flüsse ihren Laich abzusetzen. Außer von den
Menschen werden sie von Narwalen, Delphinen und anderen großen Seethieren
verfolgt und vielleicht in gleicher Menge verschlungen, und doch ist keine
Abnahme der Züge bemerklich, wohl aber eine Änderung der Richtungen.
Im April, besonders aber im Mai und Juni, kommen die größten und
stärksten Züge. Sie bilden ganze Bänke von ansehnlicher Tiefe, von 5—6
Meilen Länge und 2 bis 3 Meilen Breite, die oft so dicht sind, daß
eingeworfene Lanzen dazwischen stehen bleiben und man sie mit Eimeru
und Händen schöpfen kann. Die Boote, welche bei dem Fang gebraucht
werden, sind sehr lang und von Kriegsschiffen begleitet, zum Schutz und zur
Aufnahme der Kranken. Die großen Netze, womit die Heringe gefangen
werden, haben eine Länge von 1200 Fuß und sind von Seide, weil diese
mehrere Jahre ausdauert, dabei ist die Weite der Maschen gesetzlich vor-
geschrieben und darf nicht unter 1 Zoll sein, damit nicht zu viel Junge