1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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49. Die Pilze.
Am liebsten kommen die Pilze im Sommer in schattigen Dickichten
zum Vorschein. Gestern Abend war in dem moosigen Grunde noch nichts
von ihnen zu bemerken, und heute stehen sie schon zu Hunderten da. Die
größten von ihnen sind etwa zwei Spannen hoch; die meisten aber sind
viel kleiner, viele kaum so lang wie ein Fingerglied. — Unten hat jeder
Pilz einen Fuß und oben einen runden Hut. Nirgends ist ein Kopf oder
Leib, sondern der Hut sitzt gleich auf dem Beine. Unten am Hute sind
zahllose Blätter wie in einem Buche, die von der Mitte ans nach dem
Rande hingehen. Auf den Blättern sind aber weder Buchstaben, noch Bil-
der, sondern unzählige kleine Körner. An manchem Hute sind unten statt
der Blätter viele Löcher, und doch ist der Hut nicht entzwei. Aus den
Blättern und Löchern fallen zu seiner Zeit die Körnchen heraus. Aus
ihnen werden neue Pilze. Viele derselben haben prächtige Farben. Bei
einigen ist der Hut weiß, bei andern schön rot, gelb, grau oder schwarz.
Der Fuß ist auch verschieden gefärbt.
Manche von den Pilzen, z. B. der Steinpilz, die Morchel u. a.,
können gegessen werden. Andere sind für den Menschen ungenießbar,
manche sogar giftig, z. B. der rote, mit weißen Flecken versehene Fliegen-
pilz. Wer davon ißt, dem bekommt es sehr übel. Dagegen schmausen
Schnecken und Käfcrmaden von vielen Pilzen, welche die Menschen nicht ge-
nießen dürfen.
Die Hefe, die zum Kuchenbacken unentbehrlich ist und vom Bier-
brauer erhalten wird, ist nichts anderes, als ein Pilz. Sie besieht ans
winzigen Bläschen, die an einander gereiht sind und sich bei hinreichender
Wärme in zuckerhaltigen Flüssigkeiten schnell vermehren.
H. Wagner.
50. Das Kochsalz.
Über die ganze Erde verbreitet sich das notwendigste Gewürz: das
Kochsalz. Es liegt bergehoch in der Erde als Steinsalz; es quillt seit
der Weltschöpfung als Salzsoole aus unzähligen Salzquellen; es bedeckt als
krystallinischer Überzug die unfruchtbaren Steppen von Nordafrika, West-
asien und Chile, es schwimmt in so ungeheuren Massen im Weltmeere,
daß man, wollte man das gesammte Meerwasser verdunsten, das ganze
feste Land der Erde 625 Meter hoch mit Salz würde bedecken können!
Schaut hinaus auf das unermeßliche Meer! Sein blaues, durchsichtiges,
lieblich anzusehendes Wasser schmeckt salzig und bitter, ist untrinkbar für
Menschen und Thiere, aber vor Fäulnis geschützt durch das Salz. Steigt
hinab in Wieliczkas wunderbare Salzbergwerke, wo man so reines und
durchsichtiges Salz findet, daß man es sogleich, wie es aus der Erde kommt,
verbrauchen kann; besucht Österreichs Salzkammergut mit seinen unermeß-
lichen Schätzen bei Ischl und Hallein und Hallstadt, und das baierische
Rcichenhall; seht Preußens mächtige Steinsalzlager bei Staßfurt unweit
Magdeburg, die unerschöpflichen Salzquellen bei Halle, und überall, wo
sonst euch der Ortsname Hall begegnet, da werdet ihr das finden, was das
Wort bezeichnet: das Salz!
In Flötzgebirgen liegt in gewaltigen Lagern das Steinsalz, das man