Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 322

1880 - Sondershausen : Eupel
322 52. Gold und Eisen. Unstreitig gehören Gold und Eisen zu den bedeutungsvollsten Metallen für die Menschheit. Gold schmückt und beherrscht, Eisen besiegt und be- glückt die Welt. Von Gold ist die Krone der Könige, aber auch der Fingerring, den sich Verlobte als Symbol ewiger Liebe und Treue schenken. Von Eisen ist die Pflugschar, welche die Länder der Wildnis entzieht und sie bebaut; von Eisen aber auch das Schwert, das sie ver- wüstet. Und vergegenwärtigen wir uns die Länder, in denen vorzugs- weise Gold zu Tage liegt, und die, in denen das Eisen aus tiefen Schachten mühsam emporgehoben wird — welche Verschiedenheit und welche Gegensätze thun sich unsern Blicken auf! Und doch zeigen beide Metalle in ihrer Natur, Verwendung und Bedeutung so viel Verwandtes und Gegenseitiges, daß es wohl die Betrachtung reizt, sie mit einander Zu ver- gleichen, sic gleichsam gegen einander abzuwägen. Die eigentliche Heimat beider, wie aller Metalle, sind freilich die Gebirge; beide kommen in Gestein verhüllt vor und müssen durch Berg- werke gewonnen werden. Aber wenn wir uns die Gebirge Perus und Mexikos oder Ostindiens denken mit ihrer tropischen Pflanzennatur, ihrer Farbenpracht und glühenden Sonne, oder auch die Gegenden von Kali- fornien und Australien, wo das Gold, und wiederum die schwarzen Wälder Schwedens und Norwegens und andere nördliche Länder mit ihrer Lebens- stille und ihrem Klima, wo das Eisen hauptsächlich vorkommt: dann er- kennen wir wohl, wie verschieden die Wiege ausgestattet ist, in welche die Natur jedes der beiden gelegt hat. Das Gold kommt auch in Flüssen und im Sande gediegen vor, während das Eisen nur mit Gestein vermischt gegraben wird. Beide haben Glanz, Farbe, Schwere, Dehnbarkeit mit einander gemein. Aber während das Eisen nur mattglänzend und schwärzlich von Farbe ist, hat das Gold jene eigentümliche, hellgelbe Farbe und strahlt in starkem Glanze, den es selbst an der feuchten Luft behält, wo jenes rostet. Während dagegen das Gold die größte Dehnbarkeit und Ge- schmeidigkeit zeigt, besitzt das Eisen die größte Härte, die doch zugleich mit vieler Zähigkeit verbunden ist; ja es nimmt durch gewisse Vorrichtungen auch die Eigenschaften des Magnets an, und der Chemiker weiß noch von anderen Eigentümlichkeiten zu erzählen. Und was wird nicht alles aus diesen Metallen bereitet! Aus Gold verfertigt man Gedenk- und Geldmünzen, während nur die Spartaner eisernes Geld hatten; ferner kostbare Geräte, Schmuck- und Luxusgegen- stände; man versetzt es mit anderen Metallen und spinnt es zu äußerst seinen Fäden, um es zu verweben, oder wendet es zu Vergoldungen an. Die Benutzung des Eisens geht ins Unermeßliche. Denken wir nur au die Verwendung des Bleches zu allen Arten von Klempnerwaaren, des Drahtes zu Geflechten und Telegraphen, des Stahles zu Waffen und anderen Werkzeugen, des Stabeisens zu Nägeln, Schlössern, Ketten und Eisenbahnschienen, endlich des Gußeisens zu Geräten, Monumenten, Schissen, Häusern, Maschinen! Schon hieraus erhellt der gewaltige Einfluß beider Metalle auf das menschliche Leben. Zunächst sind sie von tiefgreifender Wirkung auf Ge- werbe und Handel. Denn während das Gold als das letzte Wertmittel, auf das sich alle Wertberechnung zurückbezieht, den Hebel für Handel und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer