1880 -
Sondershausen
: Eupel
- Hrsg.: Helmrich, Karl, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Gefrierpunkt und der Siedepunkt, Ersteren bestimmt man,
indem man das Thermometer mit schmelzendem Eis umgibt. Durch
die Kälte wird das Quecksilber zusammengezogen und sinkt in der
Röhre tief herab. Den Punkt nun, an dem es endlich stehen bleibt,
bezeichnet man als den Null- oder Gefrierpunkt. Hierauf hält man
die Röhre in Dämpfe, welche kochendem Wasser entsteigen. Die
Wärme dehnt das Quecksilber aus, so dass es bis zu einer gewissen
Höhe in der Röhre steigt und dann stehen bleibt. Diesen Punkt
bezeichnet man wiederum und nennt ihn den Siedepunkt. Den Raum
zwischen dem Gefrierpunkt und dem Siedepunkt hat Reanmür (R.)
in 80, Celsius (C.) aber in 100 Theile oder Grade getheilt. Es sind
dies die Wärmegrade; die Kältegrade werden vom Gefrier- oder Null-
punkte abwärts gezählt. Die Thermometerröhre wird an ein schmales
Brettchen befestigt. An diesem vermerkt man die angegebene Grad-
einteilung und versieht dieselbe mit Ziffern, so dass es möglich ist,
mit einem Blick den Thermometerstand abzulesen.
Des Thermometers bedienen sich besonders Kunstgärtner, Kranken-
wärter, Seidenzüchter, viele Handwerker, deren Geschäftsbetrieb die
Beobachtung bestimmter Wärmegrade nötig macht, so wie alle die
Personen, welche eine gleichmässige und angemessene Wärme in
ihren Wohnräumen zu erhalten wünschen. Eine Wärme von -{- 14° R.
sagt uns am besten zu. Im Sommer steigt die Wärme bei uns
zuweilen auf 20 0 und darüber; die Winterkälte dagegen beträgt
5 bis 10 0 R, Nach Riedel.
58. Nebel und Wolken.
Wenn der Wasferdunst, der in der Luft schwebt, wieder in den tropf-
barflüssigen Zustand übergeht, so verwandelt er sich Zuerst in Nebel und
Wolken. Der Nebel besteht ans einer Menge sehr kleiner Wasserbläschen,
die frei in der Luft schweben, und deren Schwere daher äußerst gering sein
muß. Er entsteht, wenn die Wasserdünste der unteren Luftschicht in eine
kältere Luftschicht aufsteigen und hier verdichtet werden. Der Dampf, der
an einem kalten Frühlings- oder Herbstmorgen über Flüssen und Seen
oder Sümpfen liegt, oder an einzelnen Stellen der Wälder, vornehmlich
nach einem Gewitter aufsteigt, ist nichts anderes als ein Nebel, der aus
dem verdunstenden Wasser entsteht. Von größerer Ausdehnung sind die
Frühlings- und Herbstnebel, die sich fast regelmäßig vor Sonnenaufgang
einstellen und erst im Verlauf des Vormittags sich wieder verlieren. Auf
das Fallen solcher Nebel stellt sich gewöhnlich heiteres Wetter ein. Ans
das Steigen des Nebels folgt meist trüber Himmel und bald darauf Regen.
In den kalten Gegenden, besonders aber in den Ländern am Meere, ent-
stehen oft auch mitten im Sommer sehr starke Nebel.
Was der Nebel in den unteren Luftschichten ist, das sind die Wolken
in den oberen. Wolken, die aus der Oberfläche der Erde liegen, heißen
Nebel, und Nebel, der in den höheren Luftschichten schwebt, nennen wir
Wolken.
Die Höhe der Wolken ist sehr ungleich. Einige stehen vielleicht kaum
300 Meter hoch über der Oberfläche der Erde, und in den Gebirgsgegenden
trifft es sich oft, daß man beim Hinaufsteigen mitten durch eine Wolke