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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 338

1880 - Sondershausen : Eupel
338 Erde, ferner die unbezwingliche Helden kraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, — das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wo dam Er regierte die Welt und^lcnkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden ans in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen All- vater. Eine mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern geleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für das Volk; da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zu- rück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder von der Erde. — Wie Nerthus, hatten auch die übrigen Götter ihre Heilig- tümer im Dunkel der Haine und Wälder. Dorthin wallfahrte man; dort, unter alten geheiligten Bäumen brachte man Pferde, die liebsten Thiere, ja wohl auch Menschen, als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzen- bilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können, oder in mensch- licher Gestalt abgebildet zu werden. An ein künftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todes- furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferen nach Walhalla, der himmlischen Burg Wodans, wo sie alles in Fülle fanden, was sie auf Erden beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe, fröhliche Jagden, festliche Schnmnsereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Wal- hallas Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das Reich der Hel, die Hölle, und mußten dort in ewiger Finsternis schmachten. Andrä. 2. Hermann, Deutschlands Befreier. Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt- halter Varus in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische Weise Gericht; römische Advokaten legten das Recht mit aller Spitzfindig- keit aus, und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, Varus ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Rutenbündeln vor sich hertragen, welche ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körperlicher Züch- tigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Die Gegenden zwischen dem Rheine und der Weser schienen dem Varus schon so gut wie Unterthan. Da regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker staud ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang, im römischen Heere gedient, die Kunst des Krieges erlernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edlen Geschlechts, un- tadelig von Sitten, klug wie wenige seines Volkes, von feuriger Bered-
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