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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 348

1880 - Sondershausen : Eupel
348 Schweiz, einen Theil von Italien, Spanien und Ungarn ausdehnte. Karl hat selber zwei und vierzig Feldzüge gemacht und war mit fast unbegreif- licher Schnelligkeit überall da, wo sein mächtiger Arm zum Schutze der Grenzen seines Reiches nötig war. Mit wenigen Ausnahmen war er überall siegreich. Am schwersten war für ihn der Krieg gegen die heidnischen Yachsen, die er erst nach einem drei und dreißigjährigen Kriege sammt ihrem mächtigen Fürsten Wittekind zur Unterwerfung und Annahme des Christentums brachte. Damit waren sie freilich noch nicht zu rechten Christen gemacht; aber es konnte nun doch der Same des Wortes Gottes unter ihnen ungestört ausgestreut werden. 2. In seiner Lebensweise war er ein schlichter Mann und ging cin- sach einher, wie die übrigen seines Volkes Er trug ein leinen Wams und eben solche Beinkleider, einen Rock von einheimischen Tuch mit einem seidenen Streifen besetzt, Schuhe, die mit verschiedenfarbigen Bändern an die Füße befestigt waren, und bisweilen einen kurzen, weißen oder grünen Mantel. Aber stets hing ihm ein großes Schwert mit goldenem Wehr- gehäng an der Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone ans dem Haupte, angethan mit einem lang herabwallenden Talare, der mit goldenen Bienen wie übersät war. Sonst haßte er ausländische Kleidung. Mit Unwillen bemerkte er, wie seine Edlen sich in seine, seidene Gewänder kleideten. Er war ein echt deutscher Mann, maß sieben seiner eigenen Fußlängen, und seine Gestalt war von hoher Würde. Seine überaus lebendigen Angen leuchteten dem Freunde und Hilfeflehenden freundlich, dem Feinde aber furchtbar. Er war der beste Fechter und Schwimmer unter seinen Franken, im Essen und Trinken nüchtern, unermüdlich thätig. Sein Schlaf war kurz; selbst des Nachts stand er von seinem Lager auf, nahm Schreibtafel und Griffel, um sich in der in seiner Jugend versäumten Schreibknnst zu üben oder zu beten. Auch stellte er sich dann ans Fenster und betrachtete ehrfurchtsvoll und mit Bewunderung den gestirnten Himmel. Früh während des Ankleidens schon schlichtete er Streitigkeiten, und bei Tische hatte er den Brauch eingeführt, aus guten Büchern vorlesen zu lassen, vor allem aus einer trefflichen Schrift des heiligen Augustinus. Zweimal des Tages besuchte er die Kirche, am Morgen und am Abend, er hatte eine tiefe Ehrfurcht vor dem Worte Gottes, ließ cs oftmals auf Pergament abschreiben und las fleißig darin. 3. Mit großem Eifer suchte er der christlichen Kirche in seinem Reiche aufzuhelfen. Er sorgte für tüchtige Bischöfe und Geistliche und ries be- rühmte Gelehrte an seinen Hof. An den Bischofssitzen und in den Klöstern errichtete er Schulen. Seine Hochschule sollte ein Muster sein für alle anderen Schulen im Lande, und er achtete es nicht unter seiner Würde, hier auch einmal selbst Schnlrevisor zu sein. Er gründete viele neue Bis- tümer, Kirchen und Klöster und beschenkte sie reichlich. Die von ihm erbaute Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht, und hier feierte er am liebsten die hohen Feste. Damit diese nun begangen würden, wie sich's gebühret, berief er berühmte Lehrer des Kirchengesanges aus Italien, daß die Franken von ihnen im Gesänge unterwiesen würden. Denn die Stimmen der rauhen deutschen Kehlen glichen dem Gerumpel eines Lastwagens, der über einen Knüppeldamm fährt. Auch ließ er Orgeln in den Kirchen aufstellen. Gern unterhielt er sich mit gelehrten
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