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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 351

1880 - Sondershausen : Eupel
351 9. Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milans starkes Waffen, die Lanze nahm er in die Hand und that den Schild aufraffen. Herrn Milans Roß bestieg er dann und ritt ganz sachte durch den Tann, den Vater nicht zu wecken. 10. Und als er kam zur Felsenwand, da sprach der Ries mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, vom Rosse zieht ihn schier der Speer, der Schild will ihn erdrücken." 11. Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! dich reuet noch dein Necken. Hab' ich die Tartsche lang und breit, kann sie mich besser decken; ein kleiner Mann, ein großes Pferd, ein kurzer Arm, ein langes Schwert, muß eins dem andern helfen." 12. Der Riese mit der Stange schlug anslangend in die Weite; jung Roland schwenkte schnell genug sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er auf den Riesen schwang, doch von dem Wunderschilde sprang auf Roland sie zurücke. 13. Jung Roland nahm in großer Hast das Schwert in beide Hände; der Riese nach dem seinen faßt; er war zu unbeheude: mit flinkem Hiebe schlug Roland ihm unterm Schild die linke Hand, daß Hand und Schild entrollten. 14. Dem Riesen schwand der Mut dahin, wie ihm der Schild entrissen; das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, doch Roland in das Knie ihn stach, daß er zu Boden stürzte. 15. Roland ihn bei den Haaren griff, hieb ihm das Haupt herunter; ein großer Strom von Blute lief ins tiefe Thal hinunter. Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach und freute sich am Glanze. 16. Daun barg er's unterm Kleide gut und ging zu einer Quelle; da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland dahin, wo er den Vater fand, noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt' sich an des Vaters Seit', vom Schlafe selbst bezwungen, bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach'auf, wach' auf,mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen auf und eilten sehr, zu schweifen in der Wilde; Roland ritt hinterm Vater her mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', wo Roland jüngst gestritten hätt'; der Riese lag im Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt', als nicht mehr war zu schauen die linke Hand, dazu das Haupt, so er ihm abgehauen, nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche! Man sieht noch am zerhauuen Stumpf, wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese; frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr'; drum muß ich ewig trauern." — 21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Köuigswort! so reitet Herzog Haimou dort, des Riesen Haupt am Speere." 22. Herr Haimon ritt in trübem Mut, und mit gesenktem Spieße legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, und fünfzig Schritte weiter lag des Riesen Rumpf am Boden." 23. Bald auch der Erzbischof Tnrpiu den Riesendhandschuh brachte, die ungefüge Hand noch drin; er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstllck, ich bring' es aus dem Wald zurück, fand es schon zugehauen." 24. Der Herzog Naims von Baierland kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! ein Waffen, stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck; hei! bairisch Bier, ein guter Schluck, sollt' mir gar köstlich munden!"
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