Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 358

1880 - Sondershausen : Eupel
358 11. Da schmilzt des Kaisers Strenge in Thränen unbewußt; er hebt ihn auf, den Bruder, er drückt ihn an die Brust; ein lauter Ruf der Freude ist jubelnd rings erwacht, — nie schöner ward begangen die heil'ge Weihenacht. Mähler. 18. Gregor Vii. und Heinrich Iv. Unter den Bischöfen der alten Christengemeinden erlangten schon früh die Bischöfe zu Jerusalem, Antiochien, Alexandrien, Konstantinopel und Nom ein besonderes Ansehen; das der letzten stieg aber bald am höchsten. Rom war die Hauptstadt der damaligen Welt und hatte die bedeutendste Gemeinde. Dort waren die Gräber der Apostel Paulus und Petrus. Der Bischof zu Rom sah sich als Nachfolger des Apostels Petrus an, der da- selbst, wie man fälschlich vorgab, erster Bischof gewesen sein sollte, und wollte deswegen für den Statthalter Christi auf Erden gehalten werden. Er nannte sich Papst, d. i. Vater. Durch den Frankenkönig Pipin war er Besitzer des um Rom liegenden Gebietes geworden, und Karl der Große vermehrte diese Schenkung. Seitdem war der Papst zugleich weltlicher Fürst. Nach der Übereinkunft zwischen Karl und dem Papste sollte diesem die Kaiserkrönnng, jenem aber die Bestätigung des neuen Papstes zukommen. Beide sollten die Oberhäupter der Christenheit im Abendlande sein, der Papst das geistliche und der Kaiser das weltliche. Aber auf beiden Seiten geschah viel Unrecht. Eine Reihe gottloser Päpste im 10. und 11. Jahr- hundert brachte den päpstlichen Stuhl um sein Ansehen, und die weltlichen Fürsten griffen oft in die Rechte der Kirche ein. Da bestieg im Jahre 1073 Gregor Vh, früher Hildebrand geheißen, den päpstlichen Stuhl. Dieser außerordentliche Mann, der Sohn eines kleinen Grundbesitzers in Toskana, hatte sich durch bedeutende Geistesgaben vom einfachen Mönch zum Ratgeber von vier auf einander folgenden Päpsten und zuletzt zum Papste emporgeschwungen. Mit allem Eifer war er nun darauf bedacht, die Macht des Papsttums zu erhöhen. „Zwei Lich- ter," sagte er, „regieren am Himmel, die Sonne und der Mond. Die päpstliche Gewalt ist wie die Sonne, die königliche Macht gleicht dem Monde. Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat^ so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst, der Gottes Stellvertreter und Christi Statthalter auf Erden ist. Also ist die Macht des päpstlichen Stuhles weit größer, als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste Unterthan und Gehorsam schuldig." Um nun des Papstes Herr- schaft recht fest zu gründen, erließ Gregor mehrere wichtige Gesetze. Alle kirchlichen Würden sollten allein durch den Papst vergeben werden, kein Fürst inehr das Recht haben, geistliche Stellen zu besetzen. Und damit die Geistlichen nicht durch die Sorge für Weib und Kind an ihre Fürsten gebunden, sondern ganz unabhängig von der weltlichen Gewalt, einzig dem Papste ergeben seien, verbot Gregor aufs strengste, daß die Geistlichen in die Ehe traten. Jedem, der sich diesen Anordnungen widersetzen würde, drohte er mit dem Banne. Bei diesem Manne war der deutsche Kaiser Heinrich Iv. von den Sachsen wegen mancherlei Bedrückungen verklagt worden. Der Papst for- derte den Kaiser zur Rechenschaft. Als Heinrich diese Zumutung zurück-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer