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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 389

1880 - Sondershausen : Eupel
389 Auf diesem freundlichen Schlosse verlebte der Prinz eine glückliche Zeit. Hier konnte er sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewunderung die Thaten der Helden aller Zeiten; hier versammelte er die geistvollsten Männer um sich, in deren Umgang er Be- lehrung und Erholung fand. Mit den berühmtesten Gelehrten trat er in Briefwechsel. Vorzüglich war er den gewandten französischen Schriftstellern zugethan, deren Witz und glatte, anmutige Sprache ihn mehr anzog, als die damals noch weniger ausgebildete deutsche Sprache. Und doch war Friedrich ein echt deutscher Held, der nach langer Schmach zuerst wieder den deutschen Namen zu Ehren bringen sollte. Den Vater stellte er da- durch zufrieden, daß er seine Soldatenpflichten aufs beste erfüllte und ihm bei jeder Gelegenheit seine kindliche Liebe zu erkennen gab. Mit Freuden entdeckte der König mehr und mehr die hohen Fähigkeiten des Sohnes und den militärischen Geist, der in ihm wohnte. „O mein Gott," rief er vor seinem Ende aus, „ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse". Andrci. 39. Die Schlacht bei Roßbach. 5. November 1757. Von Dresden aus ging Friedrich nach Erfurt, die vereinigten Fran- zosen und Reichsvölker zu einer Schlacht zu bringen. Seine Lage war schrecklich; in der Nähe und in der Ferne Feinde, die sich beständig mehrten; hatte er eine Armee geschlagen, so rückten ihm wieder zwei andere ent- gegen. Nie war daher seine Hoffnung schwächer, dennoch aber die Heiter- keit seines Geistes in eben diesem Zeitpunkt groß. So gerecht aber aucb seine Besorgnis war, der Menge zu unterliegen, so nahm er doch alle Maßregeln, um zu überwinden. Seine durch viele Tressen geschwächte Armee war nur 22 000, die der Feinde aber 60 000 Mann stark. Der Franzosen einzige Besorgnis war, daß der König ihnen entrinnen möchte. Ihre Hoffnung war nicht bloß ihn zu besiegen, sondern seine ganze Armee aufzuheben; ja man warf im französischen Lager die Frage auf, ob es auch Ehre bringe, sich mit einem so kleinen Haufen zu schlagen. Nie war kriegerischer Eigendünkel stärker, und nie wurde er besser bestraft. Es war am 5. November bei dem Dorfe Roßbach, eine Meile von Lützen, wo Gustav Adolf gefallen war, als eine der sonderbarsten Schlachten geliefert wurde. Der König lockte die Franzosen durch eine rückgängige Bewegung aus ihrer Vortheilhaften Stellung. Sie glaubten, er suche sich aus ihren Händen zu retten, und bemühten sich daher ihm in den Rücken zu kommen. Friedrich, der sich wieder gelagert hatte, verließ sich auf die Geschwindigkeit, mit welcher seine Truppen in Schlachtordnung gestellt werden konnten, sah daher den Bewegungen der Feinde gelassen zu und ließ seine Linien nicht einmal ausrücken. Das preußische Lager stand un- beweglich, und da es eben Mittagszeit war, beschäftigten sich die Soldaten mit ihren Mahlzeiten. Die Franzosen, welche dieses in der Ferne sahen, trauten kauin ihren Sinnen; sie hielten es für dumpfe Verzweiflung, in der man selbst auf alle Vertheidigung Verzicht leistet. Diese Erwartung war nicht wenig Ursache ihres so geringen Widerstandes und ihres großen Schreckens. Der General Seidlitz nämlich kam mit der preußischen Reiterei
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