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1903 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in Brand. Diesem traurigen Zustande Deutschlands konnte
nur durch die Wahl eines neuen Kaisers ein Ende gemacht
werden.
Ziel.
Mit dem neuen Herrscher wollen wir uns heute genauer
beschäftigen.
Darbietung
des Stoffes durch Vorerzählen des Lehrers.
a) Rudolfs Wahl. Um einen neuen Kaiser zu wählen,
versammelten sich die deutschen Wahlfürsten zu Frankfurt am
Main. Auf Empfehlung des Erzbischofs von Mainz und des
Burggrafen Friedrich von Nürnberg wurde der Graf Rudolf
von Habsburg zum Kaiser gewählt, der durch seine Recht-
schaffenheit, Tapferkeit und Frömmigkeit weit und breit be-
kannt war. Es war den Fürsten auch angenehm, daß er
nicht mächtig an Land und Leuten war; denn einen solchen
Mann wollten sie nicht zum Kaiser haben. Die Krönung
Rudolfs fand nach alter Sitte in Aachen statt. (Gedicht: Der
Graf von Habsburg" von Schiller.) Ungeheuer war der Zu-
drang der Menschen zu dieser Feier. Das Gefolge der Kur-
fürsten bestand allein aus 20 000 Menschen. Nach der Krö-
nung begaben sich die Fürsten in die Kirche, um die Belehnung
von dem neuen Kaiser zu empfangen. Als sie schon am Altar
standen, wurde das Reichsscepter vermißt, auf welches der Eid
geleistet werden mußte. Schnell ergriff Rudolf das Kruzifix,
küßte es und sprach: „Dies Zeichen, durch welches die Welt
erlöst ist, wird wohl die Stelle des Scepters vertreten können."
Die Fürsten küßten ebenfalls das Kreuz und leisteten ihm
willig den Eid. Um die Zustimmung des Papstes zu
seiner Wahl zum Kaiser zu erlangen, verzichtete Rudolf auf
alle Hoheitsrechte und Besitzungen in Italien. Die italienischen
Besitzungen hatten dem Deutschen Reiche nur Unheil gebracht.
Dies hatte Rudolf schon längst erkannt. Darum wurde ihm
dieser Verzicht auch nicht schwer. Ihm erschien Italien über-
haupt wie die Höhle des Löwen, von der der Fuchs sagt:
„Ich sehe wohl die Fußtapfen derer, die glücklich hinein-
kamen, aber nicht derer, die glücklich hinauskamen.
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