1903 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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muß wissen, wie man den schädlichen Folgen begegnen kann.
Bei den giftigen Pflanzen unterscheidet man vorzugsweise zwei
Gruppen, welche sich ihrer Wirkung nach feststellen lassen, die
eine wirkt in der Weise, daß der Vergiftete schon kurz nach
Aufnahme des Giftes über Schwindel, Ohnmacht, Kopfschmerz
und bitteren Geschmack klagt, worauf alsbald sich unüberwind-
liche Schlafsucht einstellt. Die Pupille des Auges verändert
sich, ja bisweilen tritt förmlicher Wahnsinn ein, der nach
Krämpfen und Zuckungen zum Tode führt. Gifte, die so wirken,
heißen narkotische oder betäubende Gifte.
Die scharf wirkenden Gifte verursachen nach dem Genusse
einen brennenden Schmerz auf den Lippen, auf der Zunge,
im Schlunde, in der Speiseröhre, dazu einen großen Durst; es
erfolgt Brechen und Würgen, bis endlich unter großen Schmer-
zen der Tod eintritt.
Zu den ersteren gehört die Tollkirsche, der Schierling, der
Stechapfel, der Mohn, das Bilsenkraut. Zu der zweiten Gruppe
rechnen wir die Küchenschelle, den gefleckten Aron, die Herbst-
zeitlose, die Nieswurz, die gemeine Eibe, den Sadebaum, den
Nachtschatten, die Kornrade, den Fingerhut, den Tabak, das
Schöllkraut, den Hahnenfuß, den Eisenhut, die Wolfsmilch, die
Waldrebe, den Goldregen, den Mandelbaum, den Sumach, die
Zaunrübe, das Alpenveilchen, den Oleander, den Seidelbast,
die Einbeere. (Ich kann an dieser Stelle nicht alle diese Gift-
pflanzen beschreiben; in der Schule ist es aber notwendig, daß
dieselben, wo nur immer angängig, bei jeder Gelegenheit ge-
zeigt werden, damit die Kinder dieselben genau kennen lernen.)
Besonders ist auf die Giftigkeit solcher Pflanzen hinzuweisen,
mit denen man im Hause vielfach umgeht, so z. B. der Mohn,
der Tabak, ferner auf solche, welche Ähnlichkeit mit Pflanzen
haben, die häufig gebraucht werden, wie der Schierling, schließ-
lich auf solche, welche als Unkräuter überall wachsen, wie die
Wolfsmilch, das Bilsenkraut, der Nachtschatten und der Hahnen-
fuß und auf solche, welche als Zierpflanzen sich in den
Gärten finden, wie der Eisenhut, die Tollkirsche, der Gold-
regen u. a.