1903 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Bei narkotischen Giften ist es gut, sofort Mittel anzu-
wenden, welche Erbrechen bewirken, auch Klystier und Aus-
pumpen des Magens; jedenfalls ist es gut, so bald als möglich
einen Arzt herbeizuholen.
Dasselbe gilt auch von den scharfen Giften, bei denen neben
Abführungsmitteln auch solche Speisen zu geben sind, welche
sehr schleimig sind, wie Hafergrütze, Gerstenschleim u. a.
Besonders aufmerksam muß der Mensch sein, wenn er
Pilze genießen will, da auch unter dieser Familie zahlreiche
Exemplare vorkommen, die giftig sind. Die Kinder sind dar-
um besonders davor zu warnen, irgend einen Pilz zu essen,
der nicht genau als unschädlich bekannt ist.
Der Champignon und der Steinpilz ist genau zu beschreiben
und in Natur oder in guten Bildern zu zeigen; der Fliegen-
pilz ist ja schon bekannt. Am besten ist es, alle unbekannten
Pilze als giftig anzusehen; besonders sind solche Pilze ver-
dächtig, welche ein schönes buntes Aussehen haben, welche rote,
gelbe, auch blaue und grüne Farben zeigen.
Bon manchen Pilzsorten gibt es zweierlei, eine giftige und
eine unschädliche, so von dem Champignon, von der Morchel,
von dem Pfifferling u. s. w.
12. Arzneipflanzen.
Eigentümlich ist es, daß der Mensch viele von den Gift-
pflanzen doch benutzt, und zwar gerade um gegen Krankheiten
und Übel als Heilmittel aufzutreten, sie dienen ihm also als
Arzneipflanzen.
Die Körner des Mohns enthalten, wenn sie noch nicht ganz
reif find, einen weißlichen Saft, in dem sich ein Gift, das
Laudanum, befindet, das gebraucht wird, um Kranken, welche
nicht schlafen können, die Wohltat des Schlafes zu verschaffen.
Dieses Gift wird als Opium in den Apotheken verkauft.
Will der Arzt das Auge im Innern untersuchen, so tröpfelt
er zwei Tropfen einer äußerst dünnen Lösung (etwa 10 000-
fache Verdünnung) in das Auge, wodurch sich die Pupille
erweitert. Man kann aus dieser Wirkung einer solchen wässe-
rigen Lösung sehen, wie stark das Gift wirkt; es heißt Atropin