1910 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
198. Heerbannlied. — 199. Anteil Bayerns am Deutsch-Französischen Kriege. 395
198. Keeröannkied.
Ernst ist mein Sinn und schlicht
und recht,
Mein Bart ist gleich dem Flachse,
In Dün' und Wald blüht mein Ge-
schlecht,
Daß übers Meer es wachse; —
Ich bin der Sachse.
Mein Bart ist rot, der Berg mein
Schloß,
Mir blüht des Liedes Gabe;
Die Sturmfahn' schwing ich; Schwert
und Roß,
Sie stehn mit mir zu Grabe; —
Ich bin der Schwabe.
Mein Mark ist stark, ist Löwenmark,
Kein andrer Stamm ist freier.
Komm her, kein Teufel ist so stark,
Noch schlägt ein Herz getreuer; —
Ich bin der Bayer.
Ein blanker Stahl ist meine Brust,
Doch fröhlich mein Gedanke,
Am Reigen hab' ich meine Lust
Und einem firnen Tranke; —
Ich bin der Franke.
Nach Süd, Ost, West, Nord steh'n
wir hier
Zum Schutz der deutschen Eiche
Und rauscht Sankt Michaels Panier
Sind unsre Schwerterstreiche
Ein Hort dem Reiche.
Die Feinde schicken wir nach Haus,
Bedeckt mit Blut und Schrammen;
Und kommt die Hölle selbst zum
Strauß,
Wir lachen ihrer Flammen
Und stehn zusammen.
Lingg.
199. Anteil Bayerns am Aeutsch-Aranzö lischen Kriege (1870—1871).
Die Einigung Deutschlands nach dem Kriege von 1866 erschien
dem Kaiser der Franzosen, Napoleon Iii., welcher bis dahin den
Schiedsrichter in Europa gespielt hatte, bedrohlich. Angetrieben von
den über Preußens Erfolge erbitterten Franzosen, führte er 1870 durch
das zudringliche Vorgehen seines Gesandten eine Beleidigung König
Wilhelms herbei, wodurch der Bruch mit Deutschland erfolgte. Da
erhob sich unter den Klängen der „Wacht am Rhein" ganz Deutsch-
land wider den alten Erbfeind, und was Ludwig Xiv. und Napoleon I.
an Deutschland gesündigt hatten, es wurde gesühnt durch Frankreichs
Niederlagen.
Der Tag von Weißenburg eröffnete den deutschen Armeen den Elsaß;
der Tag von Wörth sicherte seinen Besitz. Gerade dem dritten Armee-
korps, das die süddeutschen Heere vereinigte und bei welchem die Prinzen
des bayerischen Königshauses standen, war es beschieden den ersten
kühnen Vorstoß ins Feindesland zu wagen: alle die Bahn versperrenden
Festungen wurden zur Übergabe genötigt. Auch an jenen entscheidenden
Schlachttagen vom 30. August bis zum 1. September hatten die Bayern
den ruhmvollsten Anteil: bei Beaumont, Bazeilles, Balan, Sedan
26*