1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
120. Rohstoffe aus dem Tierreiche.
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Die Seide stammt bekanntlich aus China. Obwohl sie schon im
frühen Altertum viel geschützt und begehrt wurde, kannte man doch den
Ursprung derselben nicht und glaubte, daß sie auf Bäumen wachse.
Erst im 6. Jahrhundert gaben griechische Mönche Aufklärung und holten
aus China Eier der Seidenraupe, die glücklich im Dünger ausgebrütet
wurden. In Griechenland betrieb man eine geraume Zeit Seidenbau
und Seidenweberei, deren Erzeugnisse die Venezianer in Europa ein-
führten. In der Folge kamen Seidenwürmer nach Sizilien und Unter-
italien, von wo aus nun die Seidenkultur sich rasch über Süd- und
Mitteleuropa verbreitete. Paul».
120. Rohstoffe aus dem Tierreiche.
Im Körper der Tiere findet sich eine Reihe von Stoffen,
welche für das gewerbliche Leben von hoher Bedeutung sind.
Die Knochen bestehen aus der Knochenerde (phosphor-
saurem Kalk) und leimgebendem Knorpel. In den durch letzteren
gebildeten Zellen lagert sich der Kalk ab, welcher den Knochen
Festigkeit verleiht. Wenn man die Knochen unter Luftzutritt
verbrennt, erhält man die Knochenerde. Die Knorpelmasse ver-
wandelt sich beim Kochen in Leim. Um erstere zu erlangen
legt man Knochen längere Zeit in verdünnte Salzsäure, durch
welche der Kalk aufgelöst wird. Knochen, unter Abschluß der
Luft gebrannt und dann zermahlen, liefern das Beinschwarz, eine
Malerfarbe. Werden die Knochen ausgekocht und gebleicht, so
kann der Drechsler daraus Kämme, Würfel, Messerbelege, Schach-
figuren u. s. w. fertigen. Den Knochen reihen sich die Geweihe
der Hirscharten an, aus welchen man Stockgriffe, Leuchter,
Zieraten verfertigt. Durch Härte, Feinheit und Dichtigkeit zeichnet
sich das Elfenbein aus. Die Stoßzähne des Elefanten, die Eck-
zähne des Flußpferdes und des Walrosses bestehen aus dem-
selben. Elfenbein ist weit wertvoller und haltbarer als Knochen.
Das Horn ist die Masse, aus welcher die Hörner der Zwei-
hufer und die Hornschuhe aller Hufsäugetiere bestehen. Man
gebraucht das Horn zu Knöpfen, Dosen, Kämmen, Messer- und
Gabelgriffen u. s. f. Die Hörner werden zunächst ausgebrüht,
•damit Fett- und Blutteile heraustreten. Nach Entfernung der
Spitzen schneidet man die Hörner der Länge nach auf. In
kochendem Wasser wird die Masse erweicht und dann zwischen
eisernen Platten gepreßt. Horngegenstände sind von der Hitze fern-
Lesebuch für Gewerbl. Fortbildungsschulen. Erweiterte Ausgabe. * 15