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1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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127. Mauersteine und Mörtel.
Verbindung ein; 50 kg Kalk nehmen mehr als 15 kg Wasser in sich
auf. Der Maurer gießt aber noch mehr Wasser hinzu und rührt den
gelöschten Kalk (Wasserkalk, hydraulischen Kalk) zu einem weißen Brei
an, dem er Sand zusetzt.
Am liebsten nimmt man zum Mörtel scharfkörnigen Quarzsand;
dieser befördert am besten das Anhaften und verhütet das Reißen des
Putzes beim Austrocknen. Der Kalkmörtel nimmt aus der Luft Kohlen-
säure auf und gibt dagegen Wasser ab. Hierdurch wird der Wasserkalk
(hydraulischer Kalk) im Lauf der Zeit wieder in kohlensauren Kalk um-
gewandelt und erlangt eine größere Festigkeit. Daher kommt es auch,
daß an alten Bauwerken der Mörtel zwischen den Steinen mitunter fester
ist als letztere selbst. Die Ziegelsteine werden durch die Einwirkung von
Licht und Wärme mürbe, guter Mörtel dagegen fester. Beide Vorgänge
machen uns aber deutlich darauf aufmerksam, daß selbst in der scheinbar
toten Mauer allerlei Kräfte ununterbrochen tätig sind. Manche Kalk-
steinwände lassen das anschlagende Regenwasser leicht durchdringen.
Einige Kalksteine und Lehmarten enthalten außerdem noch andere Stoffe,
die begierig Feuchtigkeit aus der Luft und dem Boden an sich ziehen
und Salze bilden. Dergleichen Wände werden bald mürbe; sie erhalten
außen einen weißen Anflug, der aus kleinen Salzkristallen besteht. Ob-
schon dies nicht jedesmal Salpeter ist, so bezeichnet man doch gewöhnlich
solche Mauern als vom Salpeter oder „Mauerfraß" befallen und sucht
zum Schutz dagegen sogenannten hydraulischen Mörtel oder Zement an-
zuwenden. Letzteren stellt man aus Kalkarten her, die gleichzeitig eine
bestimmte Menge Kieselerde, etwas Ton, Eisen, Titan u. s. w. enthalten.
Man glüht sie im Brennofen und zermalmt sie zu feinem Pulver; auch
setzt man gern zerriebenen Traß (verhärtete vulkanische Asche) zu. Wird
solcher Mörtel mit Wasser angerührt, so verhärtet er bald, bekommt eine
besondere Festigkeit und läßt nachher kein Wasser mehr eindringen. Soll
der Mörtel auch Holzwerk bedecken, so wird letzteres zuvor mit Rohr-
stücken benagelt; in den Putz selbst werden auch wohl Kälberhaare ein-
gemengt um demselben größere Haltbarkeit zu verleihen.
Je mehr Feuchtigkeit eine Wand enthält, je jünger sie also ist oder
je leichter sie von außen her Wasser durchläßt, desto ungesunder wird
die Wohnung. Am gefährlichsten werden solche Mauern in Schlafzimmern.
Es ist also nicht nur für den Maurer sondern für jedermann, der ein
gesundes Heim haben will, von größter Wichtigkeit einen prüfenden Blick
auf die vier Wände zu werfen, die er bewohnt. Nach H. Wagner.