1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
168. Der Bayerische Wald.
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die im griechisch-dorischen Tempelstil erbaute Walhalla; sie leuchtet
mit dem blendenden Weiß ihrer Marmorsäulen weit in die Ebene
hinaus. Marmortreppen, auf gewaltigem Mauerwerke ruhend, führen bis
zu den mächtigen, terrassenförmig aufgeführten Unterbauten des groß-
artigen Tempels empor. Am 18. Oktober 1830, dem Gedenktage der
Schlacht bei Leipzig, führte König Ludwig I. die Hammerschläge auf
den Grundstein. „In dieser sturmbewegten Zeit," so sprach er, „lege
ich den Grundstein zu diesem Gebäude, im felsenfesten Vertrauen auf
die Treue meiner Bayern; mögen, sowie diese Steine sich zusammen-
fügen, alle Deutschen kräftig zusammenhalten!" Und als zwölf Jahre
später, am gleichen Gedenktage, der hehre Bau feierlich eingeweiht
wurde, sprach der König: „Möchte die Walhalla förderlich sein der
Erstarkung und Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen,
welchen Stammes sie auch seien, immer fühlen, daß sie ein gemeinsames
Vaterland haben, ein Vaterland, auf das sie stolz sein können, und
trage jeder bei, soviel er vermag, zu dessen Verherrlichung!" Die auf
das reichste ausgestattete, mit Oberlicht erhellte Halle enthält in zwei
Reihen die Marmorbüsten und die mit Gold geschriebenen Namen
deutscher Geistesfürsten und Helden. Zwischen den Büsten erheben sich,
aus weißem karrarischen Marmor gebildet, die himmlischen Gestalten der
Walküren, welche die Edlen in der Walhalla bewillkommnen und ihnen
deutsche Eichenkränze reichen. Auch der königliche Erbauer dieses Pracht-
tempels hat hier in einem schönen Denkmal seine Aufnahme gefunden.
Mehrere Stunden stromaufwärts ragt auf dem Michelsberge bei
Kelheim ein zweiter, ebenfalls von König Ludwig I. erbauter Ehren-
tempel empor, die Befreiungshalle. Zur Erinnerung an die Be-
freiungskriege errichtet, tragen Metallschilde die Namen der Schlachten,
durch welche die Freiheit vom fremden Joch erkämpft worden ist. In
der Mitte der Halle ist in den Marmorfliesen die Inschrift eingegraben:
„Möchten die Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf not-
wendig machte und wodurch sie gesiegt." Von der Höhe herab schweift
der Blick über das Donauland mit seinen gesegneten Fluren und statt-
lichen Dörfern.
168. Per Bayerische Watd.
Der Bayerische Wald, im Munde des Volkes schlechthin „der Wald"
genannt, ist kein für sich abgeschlossenes Gebirge, sondern ein Teil des
mächtigen Böhmerwaldes, und zwar seines südwestlichen Abfalls. Im
Nordwesten gegen die Oberpfalz zu steht er durch den Pfälzer Wald
mit dem hufeisenförmigen Fichtelgebirge, gegen Südosten aber mit dem