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1. Lesebuch für Gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 376

1913 - München : Oldenbourg
376 183. Berlin. Berlin ist der Sitz der meisten Reichsbehörden sowie der Behörden des preußischen Staates, nämlich des Bundesrats, des Reichstags, der beiden Häuser des preußischen Landtags, des Oberkirchenrats, des Kammergerichts u. s. w. In den inneren und ältesten Stadtteilen liegen das Königliche Schloß, das Rathaus, die Kriegsakademie, die Bank, die Münze, das Hauptpostamt, die Börse und viele Bank- und Großhandels- Häuser. Die glänzendsten Kaufgeschäfte sind in Altcölln und Friedrichs- werder. In der Friedrichsstadt, besonders in der unteren Wilhelm- und Leipziger Straße, befinden sich das Reichskanzleramt, das General- postamt, die meisten Ministerien, Gesandtschaften und außerdem glänzende Verkaufsgeschäfte und eine Anzahl großer Gasthöfe. Die Stadtteile Moabit und Wedding bilden den Hauptsitz der Großindustrie, haupt- sächlich im Maschinenbau. Hier wirkte seit 1836 Borsig, der schon 1873 seine 3000. Lokomotive baute. Die an die Oberspree sich anlehnenden Stadtteile schließen bedeutende Spinnereien, Webereien und Färbereien in sich, während jenseit des Schiffbauerdamms in den Vorstädten die großen Brauereien und chemischen Fabriken zu finden sind. Berlin ist vor allem Industriestadt und seine Bedeutung als solche steigert sich von Jahr zu Jahr. Mit Erzeugnissen ihres Maschinenbaues, von der Lokomotive bis zum feinsten physikalischen Meßapparat und Mikroskop, versorgt die Hauptstadt einen großen Teil Deutschlands. An zweiter Stelle steht die Möbeltischlerei. Wäsche und Kleidung werden für die Ausfuhr gearbeitet. Zu diesen Industriezweigen gesellen sich alle Arten der Kurzwarenfabrikation, der Luxus- und Kunstindustrie. Die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel ist besonders durch Bier- brauerei und Tabakverarbeitung vertreten; in der Bierindustrie nimmt Berlin unstreitig die erste Stelle auf dem Festlande, ja vielleicht in der ganzen Welt ein. Unerreicht sind die Verkehrseinrichtungen Berlins. Es hat eine Stadt- und eine Ringbahn sowie eine Hoch- und Untergrundbahn; außer- dem wird der Verkehr im Sommer auf der Spree durch eine stattliche Anzahl kleiner Dampfer vermittelt. Auch besitzt es das ausgebreitetste Telephonnetz unter allen europäischen Großstädten. Berlin beherrscht den Handel Norddeutschlands. Die ankommenden Schiffe bringen hauptsächlich Mauersteine, Dachziegel und Tonröhren, ferner Erde. Lehm, Kies, Holz, Steine und Steinwaren, Steinkohlen, Zement und Kalk, Roggen und Kartoffeln. Für den Handel mit Spiritus ist Berlin Hauptplatz Deutschlands. Eine sehr erhebliche Aus- fuhr findet statt in chemischen Farbwaren, Wollwaren, Möbeln, Näh- maschinen, Geldschränken, Lampen, Dampf- und Telegraphenapparaten.
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