1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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227. Die Befreiungskriege.
lands, sondern nur eigene Vorteile im Auge hatte, und zwar gerade
die Großmächte Preußen und Österreich vor allem, daß ferner Öster-
reich immer gerne bereit war an Napoleon Gebietsteile abzutreten, wenn
es dafür bayerische Länder als Entschädigung erhielt. Dieses Bündnis
des Kurfürsten mit Napoleon war also ein Gebot der Notwendigkeit.
In den Kriegen von 1805, 1806, 1809 und 1812 kämpften darum die
bayerischen Truppen an der Seite der Franzosen.
Die Rücksichtslosigkeit aber, mit welcher Napoleon nach den Siegen
bei Lützen und Bautzen (1813) jeden Friedensantrag, auch den von
Bayern gestellten, zurückwies, führte in König Max den Entschluß her-
bei die Sache Napoleons zu verlassen und sich mit Österreich gegen
Frankreich zu verbinden.
Unter den furchtbarsten Kriegen und Umwälzungen des Weltteils,
da alte Throne und Reiche vergingen, neue emporstiegen, nichts blieb,
wie es gewesen, gründete Maximilian Bayerns Zukunft. Er verbesserte die
Staatsverwaltung, das Gerichtswesen, sorgte für die Sicherheit im Land
und erstrebte nach Kräften eine gleichmäßigere und gerechtere Besteuerung
der Staatsbürger; zugleich erweiterte er die Grenzen seiner Lande. Im
siebenten Jahre der Herrschaft (1806) setzte er die Königskrone auf
sein Haupt.
Um seinem Lande die guten Einrichtungen, welche es ihm verdankt,
auch für die Zukunft zu sichern, gab er demselben am 26. Mai 1818
eine Verfassung (Konstitution). Seitdem ist das Königreich Bayern ein
konstitutioneller Staat, d. h. kein Gesetz kann endgültig zustande kommen
ohne die Zustimmung des Königs und der Landesvertretung, welche
aus dem Reichsrat und der Zweiten Kammer besteht. — Maximilian
Joseph war ein König „vom besten Herzen", ebenso ausgezeichnet durch
Herablassung und Einfachheit wie durch Milde und Wohltätigkeit.
227. Pie Befreiungskriege.
Napoleon I. hatte sich in den siegreichen Kämpfen der ersten Fran-
zösischen Revolution als der hervorragendste Feldherr bewiesen und sich
zum Kaiser der Franzosen emporgeschwungen (1804). Nun strebte er
mit allen Mitteln die Aufrichtung eines Weltreichs unter Frankreichs
Führung an. Um dies zu erreichen zertrümmerte er zuerst das fast
1000 jährige Deutsche Reich und brachte es zum Teil unter seine Gewalt-
herrschaft. Infolgedessen legte am 6. August 1806 Kaiser Franz Ii. die
deutsche Kaiserkrone nieder; vier Kurfürsten und zwölf andere Fürsten hatten
sich vorher schon feierlich vom Reiche losgesagt und mit Napoleon den
Rheinbund geschlossen. Deutschland geriet in seine tiefste Erniedrigung;