1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
233. König Maximilian H.
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Renaissance die Residenzbauten. Die Bildhauerei bewegte sich ebenfalls
in allen Formen und Stilen, schuf in allen Größen, arbeitete in jedem
zweckdienlichen Material: in Ton und Gips, in Holz und Metall, in
Sand-, Kalk- und Marmorstein, und ihre Werkstätten erlangten einen
Weltruf. Die Malerei erhielt ein unübersehbares Feld der Tätigkeit
angewiesen; sie stellte heidnische und christliche, mittelalterliche und Stoffe
der neueren Zeit dar, brachte die bewunderungswürdigsten Werke in
allen Gattungen und allen technischen Darstellungsarten, in Fresko und
Öl, auf Porzellan und Glas, hervor. Dazu gründete und vermehrte
der König eine große Zahl herrlicher Sammlungen von Statuen und
Gemälden, Vasen und Terrakotten u. s. w. und machte diese Schätze
unvergänglichen Ruhmes als eine Quelle der edelsten Volksbildung jeder-
mann unentgeltlich zugänglich.
Wenn Ludwig auch die übrigen Städte nicht vernachlässigte, wandte
er doch seiner Residenzstadt die treueste Liebe und Sorgfalt zu. „Ich
will," so sprach er bald nach seiner Thronbesteigung, „aus München
eine Stadt machen, die Deutschland so zur Ehre gereichen soll, daß
keiner Deutschland kennt, wenn er nicht auch München gesehen hat."
Der edlen Verheißung folgte bald die herrliche Erfüllung. Was wäre
heute München, hätte nicht der kunstsinnige Fürst das arme Jsarkind
so herrlich, so unvergänglich geschmückt!
Auch nach seiner Thronentsagung (1848) unterstützte Ludwig mit
gleicher Liebe wie zuvor Künste und Wissenschaften, während er Arme
und Bedrängte großmütig mit reichen Gaben bedachte. Er starb am
29. Februar 1868 zu Nizza in einem Alter von 82 Jahren; seine sterb-
lichen Überreste sind in der von ihm erbauten herrlichen Basilika in
München beigesetzt. Nach Reidelbach.
233. König Maximilian H.
1848—1864.
Maximilian Ii. bestieg den Thron seines Vaters in einer Zeit
großer Aufregung. Das Volk war mit den bestehenden Verhält-
nissen unzufrieden und wollte für Deutschland eine neue staat-
liche Ordnung schaffen. Abgeordnete aller deutschen Stämme
traten daher in Frankfurt a. M. zusammen um eine Reichs-
verfassung auszuarbeiten (1848). Im nämlichen Jahre wurde
Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser ernannt
und im folgenden König Wilhelm Iv. von Preußen zum erb-
lichen Kaiser erwählt; aber dieser lehnte die Würde ab. Wäh-
rend dieser Verwirrung und Uneinigkeit des deutschen Volkes