Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Neue Zeit - S. 9

1895 - Leipzig : Dürr
9 wurde am 10. November 1483 in Eis leben geboren, wo sich seine Eltern nur vorübergehend aufhielten; seine rechte Heimat war Mans- feld. Der Vater, ein armer Bergmann daselbst, aber der Sproß eines Bauerngeschlechtes, konnte nur wenig an seine Ausbildung wenden; doch war er auch nicht dagegen, als der wißbegierige Sohn sich durchaus dem Studium widmen wollte. Martin Luther verließ schon als Knabe das Vaterhaus und besuchte erst die lateinische Schule zu Magdeburg, dann die zu Eisenach; mit Singen vor den Thüren erwarb er sich seinen Lebensunterhalt. In Eisenach nahm sich eine Kaufmannsfrau, die Witwe Cotta, des armen Schülers an, von ihr empfing er Wohnung und Kost. Im Jahr 1501 bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche des Vaters Rechts- wissenschaft zu studieren; aber schon nach kurzer Zeit vertauschte er diese mit der Theologie. Ein tiefes religiöses Bedürfnis und außer- dem eine heftige Gemütserschütterung, hervorgerufen durch den Plötz- lichen Tod eines Freundes, reiften den Entschluß in ihm, Mönch zu werden. Im Jahre 1505 trat er in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. In der Erfüllung aller Vorschriften, im Rosenkranzbeten, Fasten, Bettelngehen und Kasteien, that es ihm keiner seiner Ordensbrüder gleich, den Frieden der Seele fand er aber dabei nicht. Durch das unab- lässige Studium der heiligen Schrift und der Kirchenväter gelangte er zu der Einsicht, daß nicht die Werkheiligkeit, sondern der Glaube an die göttliche Gnade gerecht und selig mache. In dem Vorsteher der Augustinerklöster in Sachsen, Dr. St au Pitz, gewann er einen treu- meinenden Gönner, der ihn tröstete, wenn er traurig war, und ihn ermutigte, wenn er unter Zweifeln und schweren Seelenkämpfen nach der Wahrheit rang. Durch Dr. Staupitz bekam er auch bald einen großen Wirkungskreis, denn ans dessen Empfehlung wurde er von Friedrich dem Weisen als Professor an die neuerrichtete Universität Wittenberg berufen und zugleich mit dem Amte eines Predigers an der Schloßkirche betraut. Eiue Reise, die er 1511 in Angelegen- heiten seines Ordens nach Rom unternahm, bot ihm Gelegenheit, die Verweltlichung der hohen und höchsten Geistlichkeit in nächster Nähe zu beobachten. Seitdem erkannte er noch deutlicher als bisher die Mißbräuche in der Kirche. Einige Jahre darnach zog der Ablaßkrämer Tetzel im Auftrage des Erzbischofs von Mainz durch Thüringen und bot Briefe oder Zettel aus, die für die verschiedensten Sünden Vergebung verhießen. Die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer