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1. Die Neue Zeit - S. 11

1895 - Leipzig : Dürr
11 Pleißenburg in Leipzig in Gegenwart des Herzogs Georg desbär- tigen, der im Jahre 1500 seinem Vater Albrecht dem Beherzten in der Regierung gefolgt war. Bald trat Karlstadt zurück, und Luther setzte den Streit mit Eck fort. So gewandt der Jngolstädter auch war, in der Kenntnis der Bibel konnte er sich mit Luther nicht messen, und was nicht aus der Bibel zu erweisen war, erkannte dieser nicht als wahre christliche Lehre an. So leugnete er erst die Berechtigung des Papsttums, dann die Unfehlbarkeit der Konzilien, und am Ende blieben ihm als alleinige Quelle des Wortes Gottes nur die heiligen Bücher übrig. Eck erklärte ihn für einen Zöllner und Heiden, und der Herzog Georg verwünschte ihn mit einem kräftigen Fluche. Luther hatte im beständigen Ringen nach Wahrheit den großen Schritt ge- than, er hatte sich von der alten Kirche getrennt, und die Tausende, die ihn verehrten, folgten ihm nach. Vergeblich erwirkte Eck in Rom, daß Luther in den Bann gethan wurde. In den meisten Orten wagte man aus Furcht vor dem Volke nicht, den päpstlichen Fluch in der Kirche bekannt zu machen; der kühne Reformator aber verbrannte am 10. Dezember 1520 vor dem Elsterthore in Wittenberg die Bannbulle, sowie die päpstlichen Verordnungen im Beisein vieler Professoren und Studenten und vieles Volkes. Luther hatte Gönner, Freunde und Mitarbeiter. Sein Kollege, der gelehrte Humanist Philipp Melanch- thon (Schwarzert) aus Breiten in der Pfalz, schloß sich eng an ihn an, und Friedrich der Weise nahm beide in seinen mächtigen Schutz, indem er der Universität das Recht der Lehrfreiheit wahrte. Der gefürchtete Führer der freien Ritterschaft Franzvon Sickin gen stellte Luther die feste Ebernbnrg bei Kreuznach zur Verfügung, wenn Gefahr drohe, und der entschlossene, für die Freiheit und Größe des Vaterlandes begeisterte Ulrich von Hutten pries mit feuriger Be- redsamkeit die Erlösung des deutschen Volkes von dem römischen Joche. Luther selbst entwickelte in zahlreichen Schriften den Inhalt der neuen Lehre. So ermahnte er in dem Buche: „An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung" die Obrig- keiten, sich von Nom loszusagen, verkündete den Laien, daß jeder durch die Taufe zur Priesterschaft berufen sei, und verwarf die Ehe- losigkeit der Geistlichen samt dein Mönchswesen; in einem anderen: „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" behauptete er, daß es nicht so viele Sakramente gebe, als die katholische Kirche annehme, sondern nur zwei: Taufe und Abendmahl. Alles dies wurde in den Städten mit Begier gelesen; das Interesse für die religiösen Fragen
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