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1. Die Neue Zeit - S. 65

1895 - Leipzig : Dürr
65 protestantischen Mächten zu unterhandeln, mit Sachsen, Brandenburg, Schweden, mit letzterem durch den alten Grafen von Thurn. Selbst mit Frankreich knüpfte er Verbindungen an. Wenn der Kaiser den Frieden nicht wollte, so sollte er dazu gezwungen werden. Um sich des Heeres zu versichern, berief er die Anführer nach Pilsen und veran- laßte sie, einen Revers (eine Urkunde) zu unterschreiben, in der sie sich verpflichteten, ihm in allen Wechselfällen des Krieges treu zu bleiben. Aber auch seine Gegner in Wien waren geschäftig. Sie wußten die vornehmsten Obersten, Piccolomini, Gallas, Ald - ringer, Collo redo, auf ihre Seite zu ziehen. Noch war Wallen- stein unschlüssig; vor dem letzten entscheidenden Schritte, vor der offe- nen Auflehnung gegen seinen kaiserlichen Herrn bangte es ihm, aber seine Freunde, Kinsky, Jllow und Terzka, überredeten ihn, nach E g e r zu gehen, um den Schweden näher zu sein. In Wien war man nur noch darauf bedacht, daß man Wallenstein lebendig oder tot in die Gewalt bekäme. Der Kaiser hatte das Absetzungsdekret bereits vollzogen, und ein Oberst Butler, ein Ire, dem der Friedländer manche Gunst erwiesen hatte, erbot sich, den Geächteten und doch Gefürchte- ten aus dem Wege zu räumen. Als Wallenstein in Eger eintraf, sah er sich von seinem Heere verlassen, nur wenige Regimenter waren ihm gefolgt, und die Schweden waren noch nicht da. Diese Übergangszeit benutzte Butler, um die That auszuführen. Der Schotte Gordon, der Kommandant von Eger, und dessen Landsmann Leßley wurden in das Geheimnis eingeweiht und sagten Butler ihre Hilfe zu. Am Abend des 25. Februar 1034 speisten Jllow, Terzka, Kinsky und der Rittmeister Neumann bei Gordon auf der Burg, sie hatten sich selbst die Einladung ausgebeten. Nach der Mahlzeit drangen eine Anzahl irischer Dragoner in den Saal und stießen die Gäste nieder. Dann begab sich Butler mit dem irischen Kapitän Devereux und einigen irischen Soldaten in das Haus des Bürgermeisters, wo Wallenstein wohnte. Der Generalissimus hatte eben ein Bad genom- men und stand halb angekleidet im Zimmer, als die Mörder die Wendel- treppe herausstürmten. Devereux riß die Thür auf und stürzte mit gezücktem Degen und dem Ausruf : „Schelm, Verräter!" auf den Wehrlosen zu, der, au den Tisch gelehnt, mit ausgebreiteten Armen den Todesstoß empfing. Die schreckliche That war sicher nicht mit Wissen und Willen des Kaisers geschehen, aber sie wurde nachträglich von ihm gebilligt; die Teilnehmer gingen nicht nur ganz straflos aus, sondern erhielten auch noch Ehrenbezeigungen und Belohnungen. Pfalz, Die neue Zeit. 5
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