1895 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Zöllner, C. Wilhelm, Schuberth, Wilhelm, Scholtze, Adolf, Pfalz, Franz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
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protestantischen Mächten zu unterhandeln, mit Sachsen, Brandenburg,
Schweden, mit letzterem durch den alten Grafen von Thurn. Selbst
mit Frankreich knüpfte er Verbindungen an. Wenn der Kaiser den
Frieden nicht wollte, so sollte er dazu gezwungen werden. Um sich des
Heeres zu versichern, berief er die Anführer nach Pilsen und veran-
laßte sie, einen Revers (eine Urkunde) zu unterschreiben, in der sie
sich verpflichteten, ihm in allen Wechselfällen des Krieges treu zu
bleiben. Aber auch seine Gegner in Wien waren geschäftig. Sie
wußten die vornehmsten Obersten, Piccolomini, Gallas, Ald -
ringer, Collo redo, auf ihre Seite zu ziehen. Noch war Wallen-
stein unschlüssig; vor dem letzten entscheidenden Schritte, vor der offe-
nen Auflehnung gegen seinen kaiserlichen Herrn bangte es ihm, aber
seine Freunde, Kinsky, Jllow und Terzka, überredeten ihn, nach
E g e r zu gehen, um den Schweden näher zu sein. In Wien war
man nur noch darauf bedacht, daß man Wallenstein lebendig oder tot
in die Gewalt bekäme. Der Kaiser hatte das Absetzungsdekret bereits
vollzogen, und ein Oberst Butler, ein Ire, dem der Friedländer
manche Gunst erwiesen hatte, erbot sich, den Geächteten und doch Gefürchte-
ten aus dem Wege zu räumen. Als Wallenstein in Eger eintraf, sah er sich
von seinem Heere verlassen, nur wenige Regimenter waren ihm gefolgt,
und die Schweden waren noch nicht da. Diese Übergangszeit benutzte
Butler, um die That auszuführen. Der Schotte Gordon, der
Kommandant von Eger, und dessen Landsmann Leßley wurden in
das Geheimnis eingeweiht und sagten Butler ihre Hilfe zu. Am
Abend des 25. Februar 1034 speisten Jllow, Terzka, Kinsky
und der Rittmeister Neumann bei Gordon auf der Burg, sie hatten
sich selbst die Einladung ausgebeten. Nach der Mahlzeit drangen
eine Anzahl irischer Dragoner in den Saal und stießen die Gäste
nieder. Dann begab sich Butler mit dem irischen Kapitän Devereux
und einigen irischen Soldaten in das Haus des Bürgermeisters, wo
Wallenstein wohnte. Der Generalissimus hatte eben ein Bad genom-
men und stand halb angekleidet im Zimmer, als die Mörder die Wendel-
treppe herausstürmten. Devereux riß die Thür auf und stürzte mit gezücktem
Degen und dem Ausruf : „Schelm, Verräter!" auf den Wehrlosen zu, der,
au den Tisch gelehnt, mit ausgebreiteten Armen den Todesstoß empfing.
Die schreckliche That war sicher nicht mit Wissen und Willen des
Kaisers geschehen, aber sie wurde nachträglich von ihm gebilligt; die
Teilnehmer gingen nicht nur ganz straflos aus, sondern erhielten auch
noch Ehrenbezeigungen und Belohnungen.
Pfalz, Die neue Zeit.
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