1895 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Zöllner, C. Wilhelm, Schuberth, Wilhelm, Scholtze, Adolf, Pfalz, Franz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der Infanterie unterschied man Musketiere, die mit der Muskete
schossen, und Pikeniere, die 18 Fuß lange Piken trugen; doch waren
beide Waffengattungen in demselben Regimenté, ja in demselben Fähn-
lein gemischt. Die Waffen der Reiter waren Säbel, Lanze, Pike und
Pistole. Man unterschied in der Reiterei Kürassiere, Arkebusiere und
Dragoner. Wegen ihrer Raubsucht und Wildheit berüchtigt waren die
polnischen und kroatischen Lanzenreiter in den österreichischen Heeren.
Die Artillerie gewann während des Krieges mehr und mehr an Be-
deutung. Nicht selten wurden Kirchenglocken eingeschmolzen und in
Kanonen verwandelt. Uniformen gab es noch nicht; in der Schlacht
trugen die Armeegenossen gleichfarbige Binden um den Arm oder
Reiser derselben Art auf den Hüten. Die Aufstellung der Truppen
vor dem Treffen geschah in der Regel in der Weise, daß sowohl das
Fußvolk als auch die Reiterei in geschlossenen tiefen Vierecken, Rotten,
aufmarschierte. Ein lästiges Anhängsel der Heere war das Gefolge,
das sie mit sich schleppten. Außer den Roßbuben, Fuhrleuten,
Marketendern, Handelsjuden und dem Gesindel aller Art, das sich zu-
gesellte, zogen auch die Weiber und Kinder der Soldaten von Lagerplatz
zu Lagerplatz. Es kam vor, daß der Troß zehnmal so groß war als
das ganze Heer. Mehr noch als das reguläre Heer waren die Frei-
zügler (Marodeure) gefürchtet. Es waren verwilderte Söldner, die
sich von den Armeen abgesondert hatten oder von verabschiedeten
Regimentern übrig geblieben waren und herrenlos umherschweiften.
Sie waren bewaffnet, wählten sich ihre Offiziere und führten als
Banner einen Strohwisch oder einen Lappen an einer Stange. Von
den Unmenschlichkeiten, die in den Chroniken erzählt werden, kommen
wohl viele ans Rechnung dieser teuflischen Räuber und Mörder.
8. Der Irrede und die Iotgen des Krieges.
Im Herbst des Jahres 1648 kam der Friede zu stände, der unter
dem Namen des Friedens von Osnabrück und Münster oder des
Westfälischen Friedens bekannt ist. Schweden erhielt die Stadt
Wismar, die Bistümer Bremen und Verden, Vorpommern, die Insel
Rügen, das westliche Hinterpommern mit Stettin und 5 Millionen
Thaler Kriegsentschädigung. Zwar versprach die schwedische Regierung,
die Freiheiten der Städte Bremen, Wismar und Stralsund nicht an-
zutasten und die neuen Erwerbungen als Bestandteile des deutschen
Reiches anzunehmen, aber als Herr deutscher Lande konnte sich der