1903 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Sandt, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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sucht der Hesse durch Fleiß zu ersetzen. Darum heißt es auch im Sprichwörter
„Wv Hessen und Holländer verderben, kann niemand Nahrung erwerben."
2. Der Taunus oder die „Höhe" ist auffallend reich an Mineralquellen, die
überhaupt den größten Reichtum der Provinz bilden. Die bekanntesten Badevrter
sind im Süden Homburg und Wiesbaden, im Norden Selters und Ems. Der
Südwestausläufer des Taunus führt den
Namen „Niederwald". Hier ist zur Er-
innerung an die großen Siege von 1870/71
ein Riesendenkmal, die Germania darstellend,
errichtet worden. Die Riesensignr steht ans
einem 25 m hohen Unterbau und ist selbst
noch 10^2 m hoch. Ihre Stirn ist mit
Eichenlaub geschmückt, in der Rechten hält
sie die Kaiserkrone hoch empor, tvährend
das 8 m lange Schwert mit der Spitze den
Boden berührt. Im Innern des Körpers
haben mehr als 20 Personen Raum. —
Südöstlich vom Niederwalde finden wir den
gesegneten Rheingau. Jeder Hügel, jedes
Fleckchen Erde ist hier mit Reben bepflanzt.
Die edelsten Weinsorten werden bei Rüdes-
heim, Erbach, Johannisberg, Aßmanns-
hansen u. s. w. gewonnen.
3. Wiesbaden (86 T.) liegt am süd-
westlichen Abhange des Taunusgebirges in
einem Talkessel und ist von lieblichen Obst-
gärten und Rebenhügeln umgeben. Berühmt
sind die warmen Quellen dort. Ihr Wasser
hat eine Wärme von 40—70° C. Es dringt
nämlich aus großer Tiefe empor. (Der
Erdboden wird nach der Tiefe zu immer heißer.) Die bedeutendste Quelle ist
der sogenannte Kochbrunnen. Sein salziges Wasser kommt sprudelnd aus der
Erde hervor und schlägt Wellen, als ob es koche. Daher der Name. Das Wasser
der verschiedenen Quellen wird teils zum Trinken, teils zum Baden benutzt. Be-
sonders wird es solchen Kranken verordnet, die an Rheumatismus, Gicht oder
Nervenschwäche leiden. Über 30000 Fremde finden sich alljährlich hier ein, um
Heilung von ihren Leiden oder Erholung von ihrer Arbeit zu suchen.
4. Hauptfiüsse mit ihren Städten. Die Hanptflüsse sind Werra, Fulda,
Main und Lahn. An der Lahn liegt Marburg (Universität), an der Fulda
Kassel (106 T.), die Hauptstadt der Provinz. 2 Stunden von Kassel befindet
sich das Lustschloß Wilhelmshöhe mit seinen berühmten Wasserfällen. Dort
residierte 1807—13 Jerome, der König Westfalens; 1870—71 diente es
Napoleon Iii. während seiner Gefangenschaft zum Aufenthalte. — An der Fulda
liegt auch die Stadt Fulda. Hier gründete Bvnifatins ein Kloster. Im Dome
ruhen seine Gebeine, und vor dem Dome hat man ihm ein Denkmal errichtet.
Am Main liegen Hanau (dessen Schmucksachcn fast in allen Gold- und Silber-
läden Deutschlands ausliegen) und Frankfurt.
5. Frankfurt a. M. (290 T.) ist eine sehr alte Stadt. Ihre Entstehung
verdankt sie der Furt durch den Main. Daher auch der Name Frankfurt — Furt