1903 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Sandt, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
3. Hellweg, Haarstrang („die Haar") und das Kohlenbecken an der Ruhr.
Südlich der Lippe zieht sich ein äußerst fruchtbarer Landstrich hin, der „Hellweg". Er
bildet die
Kornkam-
mer West-
falens, na-
mentlich
des un-
fruchtba-
ren San-
erlandes.
Besonders
fruchtbar
ist die
„Soester
Börde";
darin
Soest
(sohst), we-
gen seiner
weitläufi-
gen Bau-
art und
vielen
Gärtendas
„größte
Dorf"
Westfa-
lens genannt. Im Süden >vird der Hellweg vom Haarstrang (Haar —Höhe) be-
grenzt, einem kahlen Landrücken, der sich nördlich der Ruhr hinzieht. Im Westen
verzweigt er sich vielfach. Der Norden dieser Verzweigung birgt bis zur Lippe hin
(ebenso wie das ganze Ruhrtal) unermeßliche Schätze an Steinkohlen. Man zählt hier
mehr als 200 Gruben. Nicht nur die dortige Gegend, sondern auch fast noch ganz
Norddeutschland wird von hier aus mit Kohlen versorgt, und gegen 150000 Menschen
finden durch die Kohlen Brot und Verdienst. Den Mittelpunkt des Kohlenbergbaues
bildet Dortmund (142 T.), die größte Stadt der Provinz. (Staunenswerte Fabrik-
tätigkeit. Schon von fern erblickt man einen „Wald riesiger Schornsteine".) Als
Zeuge der einstigen Femgerichte steht noch die Femlinde inmitten des Bahnhofs.
Auch Bochum, Witten und Hamm (die alte Hauptstadt der Grafschaft Mark)
sind infolge des Kohlenreichtnms bedeutende Fabrikstädte geworden.
4. Das Saucrland(S. 131) bildet den südlichsten Teil Westfalens. Es ist ein
waldiges, aber unfruchtbares Bergland, das durch die Flüsse Wupper, Ruhr,
Lenne, Eder und Sieg in viele Bergketten zerlegt wird. Was hier dem Boden
an Fruchtbarkeit abgeht, das ersetzt er zehnfach durch die in ihm ruhenden Schütze
an Erzen. Infolgedessen hat sich in allen Tälern eine Fabriktätigkeit entwickelt, wie
sie nirgends größer — selbst in England nicht — angetroffen wird. Daher ist das
Sauerland (sowie das benachbarte Rheinland) so dicht bevölkert, wie nur noch wenige
Stellen in Deutschland. (In Sachsen 280 Menschen ans 1 qkm! S. 170.) Das Tal
der Sieg ist besonders reich an Erzen, aus denen Silber, Kupfer und hauptsächlich
Westfälisches Bauernhaus.