1903 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Sandt, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
liegt, und spießt sich hierdurch eine tüchtige Ladung auf die Stacheln. In
ähnlicher Weise schafft er sich auch das Obst nach Hause."
3. Auf dem Naubzuge. Den Tag über schläft unser Ritter in seinem
Lager. Abends aber geht er ans Raub aus. Wenn der Mond hell scheint, kann
man ihn dabei beobachten, wie er beit Maulwürfen, Mäusen und Spitzmäusen
nachstellt. Ein Naturforscher erzählt: Ich sah ihn vor einem Manseloche stehen.
Er schnüffelte daran herum, auf welcher Seite die Maus ihren Sitz hatte. Da
kam ihm nun sein Rüssel vortrefflich zu statten. Er wühlte mit großer Schnelligkeit
den Gang der Maus auf. Bald hörte ich auch die Maus quieken — und richtig!
der Igel hatte sie gefaßt. — Auch Kreuzottern greift er beherzt mit seinen
scharfen Zähnen au. Wunderbarerweise soll ihr Gift ihm nicht schaden. Am meisten
aber nützt er dadurch, daß er unsere Gärten von Maikäfern, Schnecken und Larven
reinigt. Leider aber läßt er kein Vogelnest am Erdboden nngeplündert. Sobald
der Frost eintritt und die Nahrung knapp wird, füllt er in einen Winterschlaf.
D- Der Hamster.
1. Wohnung. Der Hamster legt seine Wohnung mitten im Getreidefelde
au; denn Getreide ist seine Liebliugsspeise. Zum Graben seines Baues hat er
kurze, aber kräftige Füße, die mit starken Medien versehen sind. Will er sich
einen Bau anlegen, so gräbt er sich zunächst eine 3—4 m lange, schräge Röhre,
die er später als Ansgangsröhre benutzt. Hierauf schreitet er zum Aushöhlen
mehrerer Kammern. Nur eine davon wird als Wohnranm benutzt, die anderen
dienen als Vorratskammern. Sodann legt er noch 1— 8 senkrechte Röhren an,
die sogenannten Falllöcher, die er in der Regel nur — namentlich auf der
Flucht — als Eingang benutzt. Am häufigsten findet man den Hamster in
Thüringen und Sachsen. Sandgegenden meidet er, da ihm dort seine Röhren
zu leicht einfallen und auch zu wenig Getreide dort wächst.
2. Aussehen. Der Körper ist plump, die Ohren sind nackt, der Schwanz
ist kurz. Merkwürdig ist die Farbenverteilung. Während die meisten Säugetiere
oben dunkler, unten heller gefärbt sind (Eichhörnchen u. a.), ist die Farbe des
Hamsters umgekehrt, oben heller, unten dunkler; am Rücken ist das Fell braun-
gelb, an den Seiten weißlich gefleckt, am Bauche und an den Oberschenkeln
schwarz. Diese umgekehrte Farbenverteilung findet sich unter unseren einheimischen
Säugetieren außer beim Hamster nur noch beim Dachse und Iltis.
3. Wiutcrvorrat und Winterschlaf. Wenn das Getreide reift, sammelt
der Hamster seinen Wintervorrat ein. Geschickt biegt er dabei mit den Vorder-
pfoten die Ähren nieder und beißt sie mit seinen Nagezähnen ab. Dann dreht
er sie mit den Pfoten ein paarmal hin und her und steckt die Körner in seine
Backentaschen. Diese liegen inwendig an beiden Seiten der Backen und sind so
groß, daß eine Handvoll Korn hineingeht. Wenn der Hamster sie gefüllt hat,
begibt er sich in seine Vorratskammer und entledigt sich hier der Körner, indem
er die Backen mit den Vorderpfoten von hinten nach vorn streicht. Zuweilen hat
man schon mehr als 20 Getreide in einem Hamsterbau aufgefunden. In
Jahren, wo die Hamster sehr zahlreich sind, verwüsten sie oft ganze Getreide-
felder. Sobald es kalt lvird, verstopft der Hamster die Eingänge zu seiner Höhle
mit Stroh. Dann zehrt er bis zum Dezember von seinem Vorräte, wobei er
nicht selten ganz fett wird. Bei großer Kälte füllt er in einen Winterschlaf, der
jedoch bei mildem Wetter unterbrochen lvird. Während dieses Schlafes kann