1872 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Lüben, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Deutschland.
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und Böhmen. Um die Zeit von Christi Geburt machten die
Römer, deren Reich weit ausgebreitet war, ernsthafte Versuche,
die Deutschen zu unterjochen. Ihre Absicht scheiterte jedoch an
der Tapferkeit unserer Vorfahren; der Cheruskerfürst Hermann
richtete im Jahre 9 n. Chr. die römischen Legionen, angeführt
von Varus, vollständig zu Grunde, und rettete unserm Vater-
lande dadurch Freiheit und Selbständigkeit. Es^ geschah im
Teutoburgerwalde, da, wo jetzt das deutsche Volk ein großarti-
ges Denkmal zur Erinnerung an diese That zu errichten be-
gonnen hat. Im fünften Jahrhundert gewannen die Deutschen
so weit die Oberhand, daß sie die westliche Hälfte des Römer-
reiches eroberten und mehrere deutsche Völkerschaften sich in
römischen Provinzen niederließen, wodurch neue Staaten ent-
standen, unter denen der fränkische im mittel- und nieder-
rheinischen Gebiete am mächtigsten war. Um das Jahr 800
erstreckte sich dies Reich unter Karl dem Großen bis an
die Flüsse Eider, Elbe, Raab, Tiber und Ebro. Unter seinen
Enkeln zerfiel diese Herrschaft, und es entstand ein eigenes
deutsches und französisches Reich. Das deutsche Reich
ist von 843 an durch eigene Könige regiert worden. Es hat
fast 1000 Jahre gedauert, seit dem dreizehnten Jahrhundert
aber eigentlich nur dem Namen nach, indem die zahlreichen
geistlichen und weltlichen Fürsten und freien Städte den Kaiser
zwar als ihr Oberhaupt anerkannten, sich aber nichts von ihm
befehlen ließen. Die Folgen davon waren unaufhörliche Kriege
im Innern. Um diesen Wirren zu begegnen, bewog Kaiser
Max I. die Reichsstünde zur Errichtung eines Kammergerichts
(zuletzt in Wetzlar) und (1512) zur Einteilung Deutschlands
in zehn Kreise mit vier Neben ländern. In jedem
dieser Kreise erhielt einer der Fürsten die Würde eines Kreis-
obersten.
Diese Einrichtung half indeß nicht viel; die deutschen Völker-
schaften führten nach wie vor die verderblichsten Kriege gegen
einander, und konnten in ihrer Zersplitterung den mächtiger ge-
wordenen Nachbarn nicht mehr widerstehen, wie sonst. Ein
Landestheil nach dem andern ging verloren, und Napoleon I.
zerriß zuletzt den deutschen Neichsverband, wobei die geistlichen
Fürsten und viele kleine weltliche Regenten und Reichsstädte
ihre Selbständigkeit einbüßten. Kaiser Franz Ii. legte darauf
1806 die deutsche Krone nieder und machte seine Erblande zum
österreichischen Kaiserthum. 1813 ermannten sich die Deutschen,
warfen das französische Joch ab und stifteten 1815 den
Deutschen Bund, d. h. einen Verein von 35 selbständigen,
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