1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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18* Die Provinz Schleswig - Holstein.
Da, wo die Elbe das Meer erreicht, streckt Deutschland,
als höb' es feinen Arm nach Norden, eine Halbinsel ins Meer
hinaus und theilt durch sie die Wassermaffe, die seine Nordküste be-
spült, in zwei Hälften, in die Nord- und Ostsee. Die südliche
Hälfte dieser Halbinsel ist die Provinz Schleswig-Holstein, die
nördlich? die dänische Provinz Jütland. Außer dem Fest lande
gehören zur Provinz Schleswig-Holstein aber auch noch mehrere In-
seln: Fehmarn und Alsen in der Ostsee — Röm, Sylt, Föhr
und die Halligen in der Nordsee.
Die Oberfläche des Bodens in Schleswig-Holstein ist eine
Tiefebene mit nur unbedeutenden Erhöhungen, denn der Kalkberg
bei Segeberg, der Scheelsberg bei Eckernförde und der Bungs-
berg bei Eutin erreichen nur eine Höhe von 94 bis 156™. Da-
gegen ist das Land reich an Gewässern, an kleinen Flüssen, Land-
seen und Meeresbuchten. Von den Flüssen ergießen sich die
Trave in die Ostsee, die Stör in die Elbe und die Eider in
die Nordsee. Die Eider, der größte Fluß der Provinz und zu-
gleich der Grenzfluß zwischen Schleswig und Holstein, ist durch einen
Kanal mit der Kieler Meeresbucht verbunden, so daß man durch
die Eider und durch diese Kunstwasserstraße aus der Nordsee in die
Ostsee fahren kann. — Der bedeutendste unter den Land feen ist der
von malerischen Ufern umgebene Plöner See, dessen Umfang fünf
Meilen und dessen Fläche eine Quadratmeile beträgt. — Die Ostsee
bildet mehrere tief ins Land dringende Buchten, von denen der
Kieler, Eckernförder und Flensburger Meerbusen sich vorzüglich
zu Hafenplätzen eignen.
Von Süden nach Norden erstreckt sich durch ganz Schleswig-
Holstein ein niedriger, aber ziemlich breiter Höhenzug unfruchtbaren
Landes, welcher aus Moorboden, Sand und Heidestrecken besteht
und die „hohe Geest" genannt wird. Östlich von diesem Höhenzug
dehnt sich bis zur Ostsee eine hügelige, schöne Landschaft aus, die mit
wenigen Ausnahmen einen hohen Grad von Fruchtbarkeit besitzt und
mit herrlichen Buchenwaldungen bekränzt ist. Der ganze Landstrich,
in „Koppeln" eingetheilt und mit Hecken eingefaßt, gleicht einem
großen Garten. Nach Westen hin dacht sich jener dürre Landrücken
in ausgedehnte, tiefe Ebenen ab, welche an der Küste der Nordsee
die „Marschen" bilden. Diese sind im Laufe der Zeit durch einen
angeschwemmten Niederschlag aus dem Meere entstanden und werden
durch Deiche (hohe Erddämme) gegen die Fluthen des Meeres ge-
schützt. Der Marschboden ist fett und daher zu Ackerbau und Vieh-
weiden vorzüglich geeignet. Von dem Saume der Marschen steigen
hin und wieder kleine Hügelketten auf und lagern sich zwischen den
grünen Tiefen. Dieser höher gelegene Boden besitzt eine geringere
Fruchtbarkeit als die Marschen und wird die „Geest" genannt. Zu