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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 37

1873 - Essen : Bädeker
37 Leerbaum (Eberesche). Auf den höchsten Punkten finden sich nur noch lange Möchten (Teufelsbart), isländisches Moos und wohlriechendes Veilchenmoos. Dörfer giebt es im eigentlichen Riesengebirge nicht, aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, gleich den Senn- hütten auf den Alpen, nur daß man einige derselben auch im Winter bewohnt (Winterbauden). Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewohner Rindvieh- und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, daneben eine Kammer, und gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schindeln bedeckt und reicht Lei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der Futtervorrath und zuweilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge. Im Frühjahr ist das Viehaustreiben, im Sommer die Wanderung auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Bewohner dieser einsamen Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen „zu Berge ge- trieben". Beim Schalle langer, hölzerner Schallmeien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Heerden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommer- bauden in das Hochgebirge, welches nun 14 bis 15 Wochen lang von diesen sröhlichen Tönen wiederhallt. Das ist die Zeit der Ernte: da wiè> Butter und Käse viel gemacht für den eigenen Bedarf und für aus- wärtigen Absatz; vorzüglich lobt man die runden Kräuterkäse (Koppenkäse), denen ein gewürziges Pulver von Majoran, Thymian, Bergsalbei, Bergmünze, Steinklee und Schafgarbe beigemischt ist. Ein stets schneereicher Winter, welcher vom Oktober bis in den Mai dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbstzeit auf wenige Wochen, wie in den Gegenden des hohen Nordens. Der Herbst selbst beginnt mit Frösten, welche auf den Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber begleitet sind, während derselbe im Flachlande noch von feuchter, reg- nerischer Beschaffenheit ist. Auf den höchsten Gebirgsrücken schmilzt dann gewöhnlich der Schnee nicht mehr, und nur auf den niederen Abhängen und in den Thälern herrscht vor dem gänzlichen Einwintern noch einige Wochen der Wechsel von Frost und Thauwetter. Die an- gehäufte Schneemaffe, gewöhnlich die Höhe einer Klafter übersteigend, setzt dann die Baudner oft Wochen, ja Monate lang aus aller Ver- bindung mit den Thalbewohnern und macht den Verkehr schwierig, selbst lebensgefährlich. Oft müssen die Bewohner den Ein- und Ausgang durch die Dachluken oder den Schornstein suchen, die Richtung der ge-
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