1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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auf seinen Rücken, trug ihn bergan und ruhte nicht, bis er. ihn hinter
sichere Mauern gebracht hatte'").
Bei weitem die Mehrzahl der Bewohner Würtembergs bekennt sich
zur evangelischen Religion.
36. Der hohe Staufen.
In der Mitte des schwäbischen Landes, säst gleich weit vom Rhein,
vom Lech und dem Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen,
ein kegelförmiger Berg, auf dessen Gipfel einst das Stammhaus der
schwäbischen Herzoge und Kaiser gestanden hat. Weithin ist des
Berges Haupt sichtbar, und du magst kommen, von welcher Richtung
du willst, so zeigt sich dir sein kahler Scheitel. Er beherrscht
eben so die Gegend und die niederen Berge, wie die mächtige
Regenrenfamilie, die einst hier hausete, die niedern Geschlech-
ter und die Landschaft umher beherrscht hat. Der baumlose Gipfel
des Berges gewähr eine herrliche Aussicht. Gegen Süden übersieht
man die schwäbische iu? mit ihren begrünten Höhen oder zackigen
Felsen; hinter ihr ragen in weitet' bläulicher Ferne, wie Wolken am
Horizont, die Schneegebirge Thrötv und der Schweiz hervor.
Gegen Westen erblickt man die schönen Gegenden, die der Neckar durch-
strömt: das reiche würtembergische Unterland, das schwarzwälder
Gebirge, und in weiter Ferne die Berge Lothringens. In einem
schönen Halbkreis gelagert, von Nordwest bis Nordost, von der Mün-
dung des Neckars bis zum Ausflusse des Lechs begränzen die hessi-
schen und fränkischen Waldungen den Horizont und verhindern
die weitere Aussicht. Dies sind die äußersten Linien des Kreises, von
dem dieser Berg der Mittelpunkt ist.
Aber innerhalb dieses Kreises, welch' eine bunte Landschaft, welch'
schönes Gemälde! Wie abwechselnd Thal und Berg, Wälder, Fluren
und Flüsse! Welche Menge von Höfen, Dörfern und Städten, die
allenthalben, bald mehr, bald minder versteckt, mit ihren Thürmen und
schimmernden Dächern und Zinnen einen ungemein heitern Anblick ge-
währen. Ganz nahe, dem Anschein nach nur einen Steinwurf weit,
liegt am nördlichen Fuße des Berges die Stadt Gemünd, ehemals
ein Eigenthum des hohenstaufischen Hauses. Eben so nahe, nur auf
des Berges südlicher Seite, breitet sich in einem fruchtbaren Thale das
schöne würtembergische Städtchen Göppingen aus, das gleichfalls zu
dem Besitzthum der hohenstaufischen Familie gehörte. Das frohe Ge-
fühl, in das den Beschauer die lebendige Gegenwart versetzt, wird
getrübt bei dem Anblick so vieler in Trümmern liegender naher Berg-
schlösser, die sich rings über die niedrigen Örter erheben, und wie
Vasallen um den sie alle überragenden hohen Staufen herumstehen.
Rechberg, Staufeneck, Helfenstein, Ramsberg, Scharfenberg, Berneck,
Drachenstein waren ehemals die Sitze blühender Geschlechter, deren
Andenken sogar zum Theil nun verweht ist.
S. am Schlüsse dieses Abschnittes das Lied: Der reichste Fürst.