1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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37. Hohenzollern.
Fast ganz von Würtemberg eingeschlossen liegen die Leiden Fürsten-
thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen.
Beide zusammen enthalten 20 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung
von 65,000 Einwohnern. Sigmaringen wird von der Donau,
und Hechingen vom Neckar durchflossen. Die Hauptstädte sind
Sigmaringen und Hechingen. Ackerbau und Viehzucht sind —
besonders in der Gegend der rauhen Alp — nicht bedeutend; da-
gegen bilden Baumwollenspinnerei, Leinwand-, Holz- und
Metallwaaren-Fabrikation die Haupterwerbsquellen der Be-
wohner. — Wenn man von Norden her nach dem Städtchen Hechingen
kommt, so fleht man jenseit der Stadt in einer Entfernung von einer
halben Meile auf einem aus 'der schwäbischen Alp hervortretenden,
250^ hohen Bergkegel die Burgfeste Hohenzollern. Das ist der
uralte Stammsitz der Fürsten von Hohenzollern, aus welchem
auch die Könige von Preußen abstammen. Zu der Spitze des
Berges führt nur ein einziger Zugang, den in früheren Zeiten an neun
verschiedenen Absätzen eben so viel eiserne Thore verwahrten. Seit dem
Jahre 1823, wo der König von Preußen, Friedrich Wilhelmiv.,
damals noch Kronprinz, die alte fast verfallene Burg seiner Ahnen
besuchte, hat man die Gebäude wieder in wohnlichen Zustand gesetzt,
und seit jener Zeit erhebt sich aus dem verfallenen Gemäuer ein hoher
Thurm, der eine weite Aussicht über Berge, Thäler und Ebenen er-
öffnet. Gegen Westen, Norden und Nord-Osten liegt das Land offen
vor dem Auge des Beschauers, gegen Süden erblickt man die Bergkette
der schwäbischen Alp, die fast in der Form eines Halbkreises die ganze
Landschaft einschließt. Das Geschlecht der Hohenzollern gehört zu
den ältesten in Deutschland. Als den Ahnherrn desselben nennt man
Thassilo, Grafen von Hohenzollern, der um das Jahr 800 gelebt
haben soll. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte ein
Nachkomme desselben, Graf Robert Ii., von dessen Söhnen, Friedrich
und Konrad, die Leiden Hauptlinien des Hauses Hohenzollern ab-
stammen. Friedrich behielt die väterlichen Erbgüter in Schwaben,
und von diesem stammen die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern-Sigmaringen ab; Konrad wurde der erste
Burggraf von Nürnberg und ist der Ahnherr der Könige von
Preußen. Einer seiner Nachkommen, Friedrich Vi., hatte dem deut-
schen Kaiser Sigismund 150,000 Dukaten und nachher noch so viel
Geld dazu geliehen, daß dieser ihm 400,000 Goldgulden, ungefähr
1,200,000 Thaler verschuldete. Dafür überließ ihm der Kaiser im
Jahre 1415 die Mark Brandenburg erb- und eigenthümlich, wo-
durch er als Friedrich I. der erste Markgraf von Brandenburg
aus dem Hause der Hohenzollern wurde. —
Die Fürsten der Leiden Hohenzollern-Hechingen und -Sigma-
ringen haben ihre Hoheitsrechte im Jahre 1850 an den König