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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 109

1873 - Essen : Bädeker
109 allerdings nicht angenehm ist, aber doch auch nicht mehr schadet, als wenn man in Brennnesseln greift. Aber mit den Froschessern möchte ich allerdings nicht zu Gaste sein, weil ihnen öfters statt Froschschenkel Krötenschenkel aufgetragen werden. Bewundernswürdig ist das zähe Leben der Kröte. Sie erträgt nicht nur harte Verwundungen, selbst Quetschungen ihres ganzen Kör- pers, ohne zu sterben, sondern man will auch cingewachsene Kröten in Bäumen und Steinblöcken noch lebend gefunden haben. Diese müßten Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende lang in diesen engen Behältern gesessen haben, ohne Nahrung und ohne Luft. Es ist schwer zu glau- den, wird aber gleichwohl versichert; und erwiesen ist allerdings, daß die Amphibien sehr lange ohne Nahrung existiren können und in einer Art Erstarrung die Winterzeit hinbringen. Vielleicht also, daß es auch eine Erstarrung auf Jahrhunderte giebt. Ein Leben ist freilich ein solches Dasein in einern engen dunklen Kerker ohne Luft und Licht, ohne Bewegung und Nahrung nicht zu nennen. Da ist der Schmetterling mit seinem Leben von wenigen Wochen glücklicher zu preisen. 24. Die Eidechsen. Daß viele Menschen sich vor den Schlangen fürchten, davon springen, oder sie des Lebens berauben, das ist noch wohl begreiflich, weil man sie für gefährlich hält und im zweifelhaften Fall lieber eine ungiftige todtschlägt, als von einer giftigen sich beißen läßt. Aber warum sind viele Leute sogar den Eidechsen feind, diesen unschuldigen Thieren, die niemanden beleidigen, niemanden schaden, vielmehr dem Landmanne nützlich werden, indem sie von allerlei kleinen Insekten oder sogenanntem Ungeziefer sich nähren? Höchstens können sie euch ein wenig erschrecken, wenn ihr so in euren stillen Gedanken dahinwandelt und auf einmal etwas im Laube rauscht. Aber wer ein gutes Gewissen hat, muß sich gewöhnen, nicht vor allem zu erschrecken. Wer ein böses Ge- wissen hat, dem ist freilich in diesem Punkt übel rathen. „Der Wind im Wald, das Laub am Baum saus't ihm Entsetzen zu." Nun, alle Leute sind so furchtsam freilich auch nicht, und im Früh- jahr, wenn man wieder ins Feld und ins Grüne geht, und überall in der mannigfaltigsten Gestalt das frohe Leben hervorwimmelt und laut wird, bleibt auch wohl ein verständiger Mann einen Augenblick vor einer Eidechse stehen, betrachtet ihr grünes Gewand, wenn es schöner als Smaragd an der Sonne schimmert, bewundert ihre unnachahmliche Geschwindigkeit und sieht mit Vergnügen ihren unschuldigen Spielen zu. Dann geht er mit guten Gedanken seines Weges weiter, riecht an seinem Frühlingsstrauß und kann sich nicht genug ergötzen an den blühenden Bäumen und farbigen Wiesen umher. Gott sorgt auch für diese Thiere. Sie haben nicht genug Wärme in sich, um den Winter über dem Boden auszuhalten; auch würde es ihnen an Nahrung und Gebüsch zum verborgenen Aufenthalt fehlen. Sie verkriechen sich daher und bringen den Winter im Schlafe zu. Ohne
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