1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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allerdings nicht angenehm ist, aber doch auch nicht mehr schadet, als
wenn man in Brennnesseln greift. Aber mit den Froschessern möchte
ich allerdings nicht zu Gaste sein, weil ihnen öfters statt Froschschenkel
Krötenschenkel aufgetragen werden.
Bewundernswürdig ist das zähe Leben der Kröte. Sie erträgt
nicht nur harte Verwundungen, selbst Quetschungen ihres ganzen Kör-
pers, ohne zu sterben, sondern man will auch cingewachsene Kröten in
Bäumen und Steinblöcken noch lebend gefunden haben. Diese müßten
Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende lang in diesen engen Behältern
gesessen haben, ohne Nahrung und ohne Luft. Es ist schwer zu glau-
den, wird aber gleichwohl versichert; und erwiesen ist allerdings, daß
die Amphibien sehr lange ohne Nahrung existiren können und in einer
Art Erstarrung die Winterzeit hinbringen. Vielleicht also, daß es auch
eine Erstarrung auf Jahrhunderte giebt. Ein Leben ist freilich ein
solches Dasein in einern engen dunklen Kerker ohne Luft und Licht, ohne
Bewegung und Nahrung nicht zu nennen. Da ist der Schmetterling
mit seinem Leben von wenigen Wochen glücklicher zu preisen.
24. Die Eidechsen.
Daß viele Menschen sich vor den Schlangen fürchten, davon
springen, oder sie des Lebens berauben, das ist noch wohl begreiflich,
weil man sie für gefährlich hält und im zweifelhaften Fall lieber eine
ungiftige todtschlägt, als von einer giftigen sich beißen läßt. Aber
warum sind viele Leute sogar den Eidechsen feind, diesen unschuldigen
Thieren, die niemanden beleidigen, niemanden schaden, vielmehr dem
Landmanne nützlich werden, indem sie von allerlei kleinen Insekten oder
sogenanntem Ungeziefer sich nähren? Höchstens können sie euch ein wenig
erschrecken, wenn ihr so in euren stillen Gedanken dahinwandelt und auf
einmal etwas im Laube rauscht. Aber wer ein gutes Gewissen hat,
muß sich gewöhnen, nicht vor allem zu erschrecken. Wer ein böses Ge-
wissen hat, dem ist freilich in diesem Punkt übel rathen. „Der Wind
im Wald, das Laub am Baum saus't ihm Entsetzen zu."
Nun, alle Leute sind so furchtsam freilich auch nicht, und im Früh-
jahr, wenn man wieder ins Feld und ins Grüne geht, und überall in
der mannigfaltigsten Gestalt das frohe Leben hervorwimmelt und laut
wird, bleibt auch wohl ein verständiger Mann einen Augenblick vor
einer Eidechse stehen, betrachtet ihr grünes Gewand, wenn es schöner
als Smaragd an der Sonne schimmert, bewundert ihre unnachahmliche
Geschwindigkeit und sieht mit Vergnügen ihren unschuldigen Spielen zu.
Dann geht er mit guten Gedanken seines Weges weiter, riecht an seinem
Frühlingsstrauß und kann sich nicht genug ergötzen an den blühenden
Bäumen und farbigen Wiesen umher.
Gott sorgt auch für diese Thiere. Sie haben nicht genug Wärme
in sich, um den Winter über dem Boden auszuhalten; auch würde es
ihnen an Nahrung und Gebüsch zum verborgenen Aufenthalt fehlen. Sie
verkriechen sich daher und bringen den Winter im Schlafe zu. Ohne