1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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*78. Dev Frühling.
(V. Musterstück von Kellner.)
Der schöne Frühling ist wieder gekommen! Nun scheint die Helle
Sonne wärmer, und die Bäume des Waldes werden grün. Meine
Augen sehen überall bunte Blümchen. Überall, auf jener Wiese und
dort in dem Garten sprossen sie hervor und erfüllen die reine Lust
mit ihrem angenehmen Gerüche. Die Vöglein im Walde singen ihr
munteres Liedchen und bauen künstliche Nester; der Landmann besäet
wieder seinen Acker. In dieser schönsten Zeit des Jahres spielen wir
Kinder gar gern draußen im Schatten der Bäume oder auf blumigen
Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche Handschuhe von Pelz,
wie wir sie im Winter hatten, denn die liebe Sonne scheint warm
genug. O wie schön ist der Frühling! Wir wollen unsern Vater im
Himmel lieben, der ihn zur Freude der Menschen schuf. —
Der Frühling schenkt Wonne und Leben
Der wiedererwachten Natur;
Es grünen die Bäume, die Reben,
Die Saaten, die Wiesen, die Flur.
79. Dev Sommev.
(Vi. Musterstück von Kellner.)
Im Sommer scheint die Sonne heißer als im Frühlinge. Die
vielen Blumen, welche noch blühen, das Gemüse in den Gärten und
alles auf dem Felde schmachtet dann nach Regen. Alles bedarf der
Erquickimg. Da verdunkelt sich der Himmel, der Donner rollt, Blitze
blenden das Auge, und ein wohlthätiger Regen erfrischt die durstigen
Bäume und Kräuter. Alles wächst noch einmal so schön, und der
Mensch freut sich darüber. Aber die Hitze wird noch größer, das Ge-
treide reist, und es röthet sich die Kirsche. Sie wird den Wangen
des muntern Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an frischer Farbe.
Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere, die Kinder psiücken sie
jubelnd ab und löschen damit ihren Durst. Doch darf man nie un-
reifes Obst essen; denn dieses ist dem Menschen schädlich.
Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler; das Korn wird
gelber, und der Schnitter wetzt seine Sense, um es zu mähen. Bald
liegt es abgeschnitten da, und der Landmann fährt es nach Hause, um
es dort in der Scheune zu dreschen. Wie schön ist der Sommer! Er
schenkt den Kindern süße Früchte, und durch seine Wärme reist das
unentbehrliche Getreide.
Der Sommer mit heißeren Tagen
Reift, was uns der Frühling gebar,
Und bringt, wenn ermattet wir klagen,
Sanft kühlende Früchte uns dar.
89. Dev Sommevmovgen.
(Vii. Musterstück von Kellner.)
Das Dunkel der Nacht verschwindet allmählich; es wird mit jeder
Minute heller. Ein schönes Roth schmückt im Osten den Himmel, und