1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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einen Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung: „Das Vaterland ist
in Gefahr; Preußens Jugend rüste sich zum Kampfe!" — Da
loderte die Vaterlandsliebe in Hellen Flammen auf: Jünglinge und
Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien.
Am 28. Februar schloß der König mit dem Kaiser Alexander von
Nußland ein Bündniß, in welchem letzterer gelobte, die Waffen nicht
eher niederzulegen, bis Preußen in feinem früheren Umfange wieder
hergestellt sein werde. Am 16. März erfolgte Preußens Kriegs-
erklärung an Frankreich, und am 17. März erließ der König den denk-
würdigen Aufruf an sein Volk, der mit den begeisterten Worten schließt:
„Welche Opfer auch gefordert werden, ste wiegen die heiligen Güter nicht
auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte
entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab-
hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als
einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuver-
sicht dürfen wir vertrauen, Gott und unser sesterwille werden unserer ge-
rechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glück-
lichern Zeit!" —
Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr verordnet. „Mit
Gott für König und Vaterland" — sollte ihr schöner Wahlspruch
sein, und mit demselben schönen Worte war wenige Tage vorher (am
10. März) der Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung
für die Helden des Befreiungskrieges gestiftet worden.
38 Preußens und Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Der Aufruf des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm'slll.,
entflammte die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlandes zu dem
herrlichsten Feuer. „Der König rief, und Alle, Alle kamen!"
Von Memel bis Demmin, von Cölberg bis Glatz regte sich unter
den Preußen nur eine Stimme, ein Gefiihl, das Vaterland zu retten,
Preußen und Deutschland zu befreien. Krieg wollten die Preußen,
dm Frieden fürchteten sie, weil er unter Napoleons Gewaltherrschaft
doch kein ehrenvoller geworden wäre. Krieg! Krieg! schallte es von
den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe.
Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren,
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll
entlassen waren, Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien
und Verwalter großer Geschäfte, für jeden Kriegsdienst längst entschul-
digt, wollten sich doch selbst nicht entschuldigen; ja, sogar Jungfrauen
drängten sich unter Verkleidungen zu den Waffen. Alle wollten sich
üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben.
Und was die Männer unter den Waffen thaten, das thaten die
Frauen durch Gebete, Ermahmmgen, Arbeiten, Sorgen und Mühen
ftrr die Ausziehenden, Kranken imd Verwundeten. Wer könnte ste alle
zählen, die Hab und Gut, Ohr- und Fingerringe opferten, um Frei-