1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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b. h. kein neues Gesetz kann endgültig zu Stande kommen, ohne die Zu-
stimmung des Königs und der Leiden Kammern, welche seit 1855
aus einem „Herrenhause" und einem „Hause der Abgeordneten"
bestehen. Für die Provinzen stnd berathende Versammlungen
(Provinzialstände) angeordnet, und die bürgerlichen Gemeinden
werden nach den bestehenden Gemeindeordnungen verwaltet.
Schon im Jahre 1849 hatten die Leiden Fürsten von Hohen-
zollern dem Könige von Preußen ihr Land, das Stammland des
Königshauses, abgetreten, und am 23. August 1851 wurde demselben
dort auf dem hochgelegenen Stammschlosse gehuldigt. Zum Gedächtniß
dessen stiftete der König den hohenzollern'schen Hausorden mit
der Aufschrift: „Vom Fels zum Meer!"
Im Herbste 1857 befiel den König ein Gehirnleiden, von welchem
er nicht wieder genas. Er sah sich daher genöthigt, die Regierung
seinem ältesten Bruder, dem Prinzen von Preußen, zu übertragen,
welcher von nun an den Titel „Prinz-Regent" führte und „im
Namen des Königs" regierte. Am 2. Januar 1861 endete ein
sanfter Tod die langen und schweren Leiden des Königs. Am 7. Ja-
nuar wurde die sterbliche Hülle desselben — wie er es vorher ge-
wünscht hatte — in der von ihm erbauten „Friedenskirche" bei
Sanssouci'beigesetzt.
L6. Wilhelm I., König von Preußen.
(1861.)
Da Friedrich Wilhelm Iv. keine Kinder hinterließ, so folgte ihm
auf dem Throne der Prinz-Regent als König Wilhelm I. Gleich
beim Antritt seiner Regierung, am 7. Januar 1861, erließ der König
eine Ansprache an sein Volk. Darin sagte derselbe unter Anderm:
„Dem Könige" (Friedrich Wilhelm Iv.), „der so Großes zu begründen
wußte, gebührt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen,
welchen Preußen seine Größe verdankt, welche es zum Träger des deutschen
Geistes machten. Dies hohe Vermächtniß meiner Ahnen will ich getreulich
wahren. Mit Stolz sehe ich mich von einem so treuen und tapfern Volke,
von einem so ruhmreichen Heere umgeben. Meine Hand soll das Wohl und
das Recht Aller in allen Schichten der Bevölkerung hüten, sie soll schützend
und fördernd über diesem reichen Leben walten. — Ich will das Recht des
Staats befestigen und ausbauen und die Institutionen, welche Friedrich Wil-
helm Iv. ins Leben gerufen hat, aufrecht erhalten. Treu dem Eide, mit wel-
chem ich die Regentschaft übernahm, werde ich die Verfassung und die
Gesetze des Königreiches schirmen. Möge es mir unter Gottes gnädigem
Beistände gelingen, Preußen zu neuen Ehren zu führen! Meine Pflichten für
Preußen fallen mit meinen Pflichten für Deutschland zusammen. Als
deutschem Fürsten liegt mir ob, Preußen in derjenigen Stel-
lung zu kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Ge-
schichte, seiner entwickelten Heeres-Organisation unter den
deutschen Staaten zum Heile Aller einnehmen muß." —
Ja — „zum Heile Aller" — mußte Preußen unter den deutschen
Staaten eine andere Stellung einnehmen als bisher. Denn der deutsche
Bund hatte in dem halben Jahrhundert seines Bestehens sich stets un-