1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Zog sie zur Hülfe bei den Schaft der Kokospalme.
Sie zog zum Schaft hinan den Tiger, und ein Krack
War hörbar, als sie ihm die ehr'nen Rippen brack
Am Boden lag er nun, sie aber kampfesmatt
Zog sich, um auszuruh'n, hinauf ins Palmenblatt.
Erwürgend hatte sie den Tag vollauf zu thun,
Worüber Nacht es ward und wir sie ließen ruh n.
Am dritten Morgen kam herbeigestürmt die Schaar
Von Weib und Kind, da nun vorbei war die Gefahr.
Da lag die Siegerin, die starre, schlaffe, matte,
Die an dem Siegesmahl sich übernommen hatte.
Sie konnte sich getrau'n, den Tiger ohne Grau'n
Zu todten, aber nicht, den Todten zu verdau'n.
(Rückert.)
31. Der Seidenspinner.
Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von
dem unsere Seide kommt? Nun das ist eben die Raupe, aus welcher
der Seidenspinner, eins der nützlichsten Insekten, entsteht.
Glaubt ja nicht, daß der Seidenspinner schön aussieht. Gr ist ein
Nachtvogel, ungefähr 2,5™* lang, und mit ausgespannten Flügeln
3zm breit. Er hat gelblich-weiße Flügel mit drei blaßbraunen
Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen
300 bis 500 Eier, die so groß sind wie Hirsekörner. Durch eine Wärme
von 18 — 20 Grad werden diese Eier in 6 — 8 Tagen ausgebrütet.
Die kleinen Näupchen, die erst weiß sind, dann braun werden und zu-
letzt einen schwarzen Kopf bekommen, häuten sich und wachsen schnell. Sie
sind sehr gefräßig, wie alle andern ihres gleichen, rühren aber nichts
an als die Blätter des weißen Maulbeerbaumes, wenigstens will
ihnen nichts anderes recht schmecken und zusagen. Sie Häutet, sich vier-
bis fünfmal, und zwar beinahe jede Woche einmal. So lebt und frißt
nun diese Raupe 6 bis 7 Wochen lang. 5 — 8 Tage nach der letzten
Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen, was sie vorher dadurch
zu erkennen giebt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit Fäden im
Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherläuft, um einen Ort
zu suchen, an dem sie Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich
diesen Ort, nämlich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern,
gesunden, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes
an die Ruthen an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei
sehr dünne Fäden aus den Öffnungen heraus, die sie geschickt mit den
beiden Vorderfüßen zu einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt
sie ein weitläufiges, verworrenes und durchsichtiges Gewebe, aus welchen!
die Floretseide kardätscht wird. Den zweiten Tag zieht sw die Fäden
um sich herum und bildet den eigentlichen Kokon (spr. Kokongh, d. h.
Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon,
der ziemlich die Größe und Gestalt eines kleinen Taubeneies hat, besteht
aus einem einzigen Doppelfaden, der 281 bis 375*** lang ist. Dies
ist nun unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den
Flachs oder die Baumwolle, denn das hat ja die Raupe schon gethan.
Man darf nur 10—12 Kokons mit einander abhaspeln und sie zwir-