Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 364

1873 - Essen : Bädeker
364 48. Die Baumwollenmanufaktur. Kein Wunder, daß der Mensch dem Schafe seinen dicken Pelz ab- nahm und sich wärmende Kleider daraus verfertigte! Schon die Alten verstanden diese Kunst des Wollspinnens und der Wollenweberei. Daß man aber auch die wollenartigen Fasern, mit welchen gewisse Pflanzen ihre Samenkörner einhüllen, zu Kleidungsstücken verarbeiten würde, hät- ten Adam und Eva sich wohl nicht träumen lassen, wenn sie auf einem Spaziergange zufällig einmal — eine Baumwollenstaude erblickt haben sollten! Und wer denkt daran, wenn er unsere Frauen und Mäd- chen in Kattun-, Mousselin-, Batist- und Zephirkleidern, oder in Spencerchen von Sammtmanchester einherstolziren sieht, daß das Material dazu auf einer Staude in dem fernen Ost- oder Westindien, Ägypten oder Südamerika gewachsen? Die Baumwollenpflanze ist eine Staude. Habt ihr das Wollgras auf den Wiesen je gesehen, dessen Same in weiße Wolle eingehüllt ist? Gedenkt ihr des rothen Weidenröschens in deutschen Gebirgswaldungen, deren Samenschoten, wenn sie aufspringen, mit einer Menge wollenartigen Gewebes jeden Nahenden bedeckt? Ganz ähnlich, nur in größerer Masse, quillt aus den Samenkapseln der Baumwollenstaude, die etwa die Größe einer welschen Nuß haben, die schneeweiße Baumwolle hervor, welche nur von den Hülsen und Samenkörnern gereinigt zu werden braucht und dann sogleich verarbeitet werden kann. In diesem rohen Zustande wird sie zur See nach England, Deutschland re. eingeführt. Im Jahre 1781 betrug die Einfuhr in England an roher Baumwolle nur 5 Millionen Pfund; 50 Jahre später war sie schon auf 300 Millionen Pfund ge- stiegen und beträgt jetzt gegen 500 Millionen Pfund oder iy2 Mil- lionen Ballen. In dem einen Jahre 1838 hatte man in Gigland 379,486,510 Pfund Baumwollengarn gesponnen, und wenn man be- rechnet hat, daß mit Hülfe einer Spinnmaschine aus einem Pfund Baum- wolle 356 Strähne gesponnen werden können, deren jeder einen 560™ langen Faden enthält, so daß also ein Pfund Baumwolle einen 1683/4 Meilen und 187™ langen Faden bilden würde, so könnte wohl nicht ausgerechnet werden, wie lang der Faden sein müßte, wenn man alles, was die Engländer gesponnen, zusammenrechnen wollte. So viel aber hat man berechnet, daß, während das rohe, in England seit- her eingeführte Material etwa 16 Millionen Pfund Sterling gekostet haben mag, welche dafür aus dem Lande gegangen sind, der Werth desselben durch Verarbeitung gewiß auf 40 Millionen Pfund Sterling erhöht worden ist. Die 24 Millionen, die davon im Lande bleiben, sind kein kleiner Gewinn, und es ist nichts Geringes, daß nach den neuesten Berechnungen in England im Ganzen über iy2 Millionen Menschen durch die Baumwollenmanufaktur Beschäftigung und Ver- dienst finden. Wenn diese ungeheure Baumwollenmafie mit den Händen hätte ge- sponnen werden sollen — an der Spindel, am Spinnrade, da würde wohl manches Fädchen ungesponnen geblieben sein. Da erfand 1767
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer