1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Insekten auffallend, wogegen sich die Pflanzenwelt meistens in vol-
ler Üppigkeit entfaltet. Zwar solche prächtige Urwälder, wie in Süd-
amerika, oder solche stattliche Kokoswälder, wie z. B. auf Ceylon und
der Küste Malabar giebt es hier nicht; aber die Waldpartieen auf den
kleinen Inseln verleihen hier den Landschaften einen unbeschreiblichen
Reiz, und auf dem Festlande, so wie auf den größeren Inseln fehlt es
an dichten und ausgedehnten Waldungen keineswegs. Das Charak-
teristische (d. h. das Eigenthümliche) der neuseeländischen Waldlandschaften
besteht in dem Farrenkrautbaume, der in der Regel 6 bis 9m hoch
wird und sechs große Blätter hat, welche auf seinem Gipfel eine Krone
bilden. Eine andere Eigenthümlichkeit Neu-Seelands aus dem Pflanzm-
reiche ist, außer dem neuseeländischen Flachse (aus dem treffliches
Tauwerk und Netze verfertigt werden, und von dem die Britten nament-
lich 1835 für 14,000 Pfd. Sterling ausführten) die Bergfichte oder
neuseeländische Eiche, die eine Höhe von mehr als 31™ erreicht. Von
vierfüßigen Thieren haben manche der kleineren Inseln gar keine eigen-
thümlichen Arten, andere nur Hunde, welche hier gegessen werden,
Schweine von besonderer Art u. s. f. Das australische Festland besitzt
von den größeren Thieren der alten und neuen Welt nicht ein einziges,
hat dagegen Thierarten, die man sonst nirgends findet, und wohin ins-
besondere das Känguruh und das Schnabelthier gehören. Über-
haupt zeichnet sich Neuholland durch manche Seltsamkeit im Thier- und
Pflanzenreiche aus. So giebt es hier z. B. auch weiße Adler und
Papageien, die, wie die hühnerartigen Vögel, ihr Futter auf der
Erde suchen; und was das Pflanzenreich betrifft, so finden sich hier
Brodbäume, mannshohe Grasarten, baumhohe Schilfarten, Bir-
nen, deren Stengel am breitem Ende befindlich sind, Kirschen, deren
Stein an der Außenseite wächst, Bäume, deren lederartige Blätter
senkrecht auf den Stengeln sitzen, die nicht ihr Laub, sondern ihre Rinde
mit den Jahreszeiten wechseln u. dgl. m.
Was nun endlich die Bevölkerung betrifft, die — mit Ausnahme
von Vandiemensland, wo jetzt nur Europäer wohnen, Neuholland und
einem Theile der Südsee-Jnseln, wo ebenfalls die europäische Bevölke-
rung überwiegend ist, — nur aus Eingebornen besteht, so waren
diese bei Ankunft der Europäer völlig wild; einige, namentlich die Neu-
holländer, in thierischer Rohheit; andere nicht ohne Spuren einer Kul-
tur, sanften Gemüthes und wenigstens für Bildung sehr empfänglich.
Ihre Religion war und ist (wo das Christenthum noch nicht Ein-
gang gefunden hat) noch der Fetischismus, und zwar meist in der
abenteuerlichsten und schrecklichsten Gestatt, mit — Menschenopfern
und .... Menschenfresserei verbunden. Es giebt Menschenfresser
noch auf einigen Inseln des indischen Archipels; es giebt Menschen-
fresser unter den Negerstämmen in Afrika; es giebt deren sogar
noch.unter den einzelnen Jndianerstämmen in Südamerika: aber
nirgends ist oder war diese teuflische Sitte so weit verbreitet, wie auf
den Südsee-Jnseln. Auf den Fidschi-Inseln wurde 1613 ein