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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 375

1873 - Essen : Bädeker
375 ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des kleinsten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Weltgebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer einzigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Dasein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschreiben, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weit- schattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nah- rung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So er- reichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Cedern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber solche, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Natur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere; meistens von unfruchtbaren Bäumen und un- genießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vaterland einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und schönsten Gewächsen aller Welttheile. — Fast alle unsere Obstbäume, die nun bei uns längst einheimisch sind, wurden hieher aus warmen Morgenländern ver- pflanzt; eben so die lieblichsten unserer Blumen und Küchengewächse. Pfirsich und Rose aus Persien und Syrien; das Getreide aus dem hohen Asien; die nahrhafte Kartoffel aus Amerika, desgleichen der Mais oder türkischerweizen, welcher in seinem körnerreichen Kolben drei- und sechshundertfältige Frucht bring!. Die Pflanzen der Erde: die Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser, Moose und Pilze zerfallen — von einigen Botanikern höher, von andern niedriger geschätzt — in mehr denn 200,000 Arten. Jede dieser Pflanzenarten ist verschieden von der andern gebaut; keine der andern gleich, jede zu ihrem Zweck auf das vortheilhafteste. Sehet aus das Korn, welches auf den Feldern prangt; jeder Halm predigt die liebende Weisheit des Herrn. Dieser Halm steigt schlank und hoch über die Erde auf, damit die Körner nicht durch die Feuchtigkeit des ausdünstenden Bodens verderbt und zur Fäulniß gebracht werden. Zwar schwankend und dünn ist das Rohr, an dessen Spitze sich die Ähre wiegt; doch wehren das Zerknicken derselben im Winde starke Knoten. Neben dem Haupthalme treiben wehende Blätter, um Regen und Thau des
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