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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 403

1873 - Essen : Bädeker
403 26. Das Gewitter. Zu den schönsten und großartigsten Naturerscheinungen gehört das Gewitter. Vor demselben ist gewöhnlich die Lust schwül, heiß und drückend. Zuerst erscheinen am Rande des Himmels scharf begrenzte weißlich graue Wolken. Diese thürmen sich nach allen Seiten hin über einander empor, rücken immer näher und umspannen, wie mit dunklem Mantel, den Himmel. In die noch ruhige schwüle Luft dringt bald ein heftiger Wind und treibt den Staub wirbelnd in die Höhe. Die Seen und Ströme schlagen Wellen, das Wasser schäumt, die Kronen der Bäume schwanken, die Thiere verbergen sich, und Bangigkeit und Schrecken ergreift den Menschen. Aus den dichten, dunklen Wolken leuchtet der Blitz, und einzelne große Regentropfen fallen herab, während kleine weiße Wolken unter der wallenden finstern Decke schnell hinfliegen. Jetzt entfaltet sich das Gewitter in seiner ganzen Gewalt und Majestät. Blitze zucken von Wolke zu Wolke, der Donner kracht, die Felsen zit- tern, der Regen ergießt sich in Strömen zur Erde, und ein unheimliches Brausen und Dröhnen tönt aus den Lüften. Oft stürzen Hagelkörner herab und zerstören die Saaten und Ernten des Landmanns. Doch nicht lange weilt dieser furchtbare Ausbruch. Die Blitze und der Don- ner werden seltener und aus vem weiter eilenden schwarzen Vorhang malt aus des Himmels Blau die Sonne den Regenbogen als Zeichen des wiederkehrenden Friedens. Die schwüle Luft ist gereinigt und ab- gekühlt, der dürre Boden getränkt und die welkende Pflanze erfrischt. Der Vogel singt wieder fröhlich sein Lied und die Brust athmet fteier. Welcher Mensch könnte bei diesem erhabenen Schauspiele ungerührt blei- den, welcher sollte seine Schwachheit nicht erkennen und sich nicht zum Danke gegen die unendliche Güte und Weisheit des Höchsten gehoben fühlen, der auch im furchtbaren Gewitter Segen spendet! Was bei der Bildung eines Gewitters eigentlich vorgeht, das hat bis jetzt noch niemand vollständig aufgeklärt; doch wissen wir vielerlei von der Natur dieser erhabenen Erscheinung mit Sicherheit. Wir wissen, daß es keine sogenannte Donnerkeile giebt, daß der Donner über- haupt niemanden trifft und niemandem schadet. Was niederschlägt, be- täubt, tödtet, zerreißt, zündet, das ist der Blitz. Dieser ist nach den vielfältigen Versuchen des Nordamerikaners Franklin einerlei mit dem wundersamen Stoffe, den man Elektricität nennt, und den man durch Reiben einer Glasscheibe an einem mit Harz und Quecksilber bestreuten Leder im Kleinen hervorbringen und untersuchen kann. — Der Blitz fährt gern in hohe und einzelne Gegenstände, nimmt am liebsten seinen Weg durch Metalle und nasses Holz, und vermeidet dagegen Glas und alle harzigen Körper. Darauf gründet sich die Erfindung der Blitz- ableiter, durch welche man ein Gebäude vor den Wirkungen des Blitzes zu sichern sucht. Die über das Haus emporragenden eisernen Stangen mit vergoldeten Spitzen stehen in Verbindung mit anderen Metallstangen, die quer über das Dach und an den Mauern des Hauses bis in den Erdboden gehen. Trifft nun der Blitz ein solches Haus, so folgt er 26*
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