1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Italiens erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte!
Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch die
Halste; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vorhanden!
Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen
die Römer nicht mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des Wern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschlagen,
und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über den
Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebra. Mt dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten und
hatte die Gegend überschwemmt; das hieü Hannibal nicht auf. Drei
Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten; die
Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war
so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt.
13. Julius Cäsar.
(60-Mb. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er stüh
aber seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte
einen schwächlichen Körper, ein blasses, Hageres Gesicht, und oft litt er an
Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich
gesund', und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fech-
ten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwer-
den des Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Don seiner
Mutter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, wodurch er sich nach-
her so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
welche 26 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. „Was!"
rief Cäsar, „für einen solchen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr?
50 Talente sollt ihr haben." Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld
zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener,
sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen,
still zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte mw Reden vor, und wenn
sie diese nicht lobten, so drohte er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los,
so lasse ich euch alle ans Kreuz heften!" Die Räuber schrieben diese Freimü-
thigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brach-
ten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land.
Aber kaum war er stei, so wußte er sich einige stark bemannte schiffe zu ver-
schaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff; ließ sich sein Geld aus-
zahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtltck.
kreuzigen ließ.
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück, und lebte hier mehrere Jahre sehr
verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk und gab