1873 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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dich herum," so dachte er, „sind im düstern Aberglauben versunken.
Du willst ihnen bessere Begriffe beibringen und die Wohlfahrt deines
Vaterlandes begründen." Seine Mutter war eine Jüdin, und von ihr
hatte er vernommen, daß ihr Volk auf den Messias warte; von einem
Mönche hatte er die Lehre Jesu kennen gelernt. Der sagte ihm, daß
Jesus allen denen, die ihn lieben, einen Tröster senden werde.
Nun erfaßte den jungen Mann die Einbildungskraft mit aller Gewalt,
und er bildete sich bald ein, daß er der verheißene Tröster, der wahre
und letzte Prophet Gottes sei, der die Menschen leiten müsse in alle
Wahrheit. Alsbald begab er sich in die Einsamkeit und brütete seinen
schwärmerischen Träumen nach. Darauf trat er öffentlich auf und
redete mit dichterischer Begeisterung von seiner neuen Glaubenslehre,
dem Islam. Er lehrte: „Es ist nur ein Gott (Allah) und
Muhamed ist sein Prophet." — Seine Reden machten viel Volk
gläubig; aber die Vornehmsten in Mekka schimpften ihn einen Thoren
und Betrüger. Muhamed mußte aus der Stadt ftiehen und kam nach
Medina, wo man ihn und seine Anhänger, Moslemim oder
Muselmänner genannt, willig aufnahm. Das Jahr seiner Flucht
aus Mekka (622) nach Medina ward der Anfang einer neuen Zeit-
rechnung (Hegira, Hedschra). Es begann nun eine blutige Fehde, in
welcher Muhamed mit gewaffneten Schaaren über Mekka herfiel. Auch
sandte er an alle benachbarte Völker Gesandte, sie zu seinem Glauben,
dem Islam, einzuladen. Viele wurden gläubig, andere antworteten
trotzig, und so kam es zu neuen Kriegen, in denen, bei Sieg und
Niederlage, Muth und Kraft der Moslemim wuchs. Siegreich zog
er in Mekka ein, verzieh seinen Feinden und wallte in frommer
Ehrfurcht zur heiligen Kaaba, welches ein schwarzer Stein ist, den
die Araber verehren und wohin sie wallfahrten und Geschenke bringen.
Muhamed weihete den Stein für immer als ein Heiligthum der Mos-
lemim ein. Von nun an sandte er in alle Theile der Halbinsel, um
alle Araber gläubig zu machen; wo er Widerstand fand, da zog er
aus mit großem Kriegsheere, und so bereitete er sich nicht nur ein
geistliches, sondern auch ein weltliches Reich, denn er wurde bald
Gebieter von ganz Arabien. In Mekka starb Muhamed. Man
legte ihn in einen eisernen Sarg und begrub ihn in Medina, wo
man noch den Sarg in einer reichgeschmückten Moschee (Kirche) sehen
kann. Er hängt an der Decke, der Sage nach, an einem ungeheuren
Magnet. Seine Lehre ist nach seinem Tode in einem Buche, dem
Koran, aufgezeichnet.
Muhameds Nachfolger in der Herrschaft, Califen, führten die
Araber, die.sich auch Mauren nennen, zu neuen Eroberungen. Erst
eroberten sie Ägypten, dann die Nordküste Afrikas, hernach sogar
Spanien. Aus Frankreich wurden sie durch Karl Martell (dem
Vater Pipin's des Kurzen, dem Großvater Karl's des Großen) wieder
nach Spanien gejagt, woraus sie von den Christen später wieder nach
Afrika zurückgedrängt wurden.