1906 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Sommer, Fedor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
Ii. Das Glatzer Bergland.
Seinen natürlichen Verkehrsmittelpunkt findet der Südabhang des Ge-
birges in der Stadt
Nenrode (8.).
Sie liegt malerisch an der Walditz, deren Tal die natürliche Verkehrs-
straße aus dem Waldenburger Gebirge in die Grafschaft ist, und zwar da,
wo in dieses Tal die Silberberger Paßstraße einmündet. Die Nahe der
Steinkohlenzoue hat zu Bergbau geführt und dieser wieder zu reger Fabrik-
tätigkeit. Zwischen den Kohlenflözen finden sich solche von feuerfestem Ton
bis zu einer Mächtigkeit von 20 in. Sie werden abgebaut und lieferten
1903 auf einer einzigen Grube 60000 t. Ter feinkörnige Sandstein des
Rotliegenden, das die Färbung des Bodens ringsum beeinflußt, wird vielfach
gebrochen und zu Trögen, Rinnen u. a. verarbeitet.
Viel mannigfaltiger als die Nordostumwallung der Grafschaft gestaltet
sich deren Südwestumwallung. Ihren östlichen Teil nennen wir
das Böhmisch-Glatzer Grenzgebirge.
Es beginnt am Paffe von Mittelwalde mit dem
Haßelschwerdler Hamme (8. K.).
Dieser zieht als flach gewölbter, breiter Rücken nach Nordwesten bis zur
Reinerzer Weistritz. An seinen Enden ist er niedrig, in der Mitte am höchsten.
Da liegt der Heidelberg (8. B., 978 m). Ter Gebirgszug fällt nach Osten
zu steil, nach Westen allmählich ab, ins Tal der Erlitz. Ungefähr in seiner
Mitte, am Brande, senkt sich der Kamm etwas; dort führt eine gnte Straße
von Habelschwerdt (8.) über ihn hinweg in das Erlitztal.
M>t dem Habelschwerdter Kamme gehen parallel
die böhmischen Hümme oder das Udlergebirge (A.-Gk).
Sie find kürzer, aber höher als jener und tragen ebenfalls in der Mitte
eine Einsattelung, über die aber nur eine schlechte Fahrstraße führt. In ihrer
Nähe liegt die Deschnayer Koppe (D. K., 1114 m). Am Nordende erhebt sich
die Hohe Mcnsc (8. Al., 1084 m). Hier kommen die beiden Kämme sehr
nahe aneinander, nur das breite Tal der Reinerzer Weistritz trennt sie noch.
Die volkstümliche Scheidung in Habelschwerdter Kamnr und Adlergebirge ent-
spricht durchaus der geologischen Beschaffenheit. Das Adlergebirge besteht fast durch-
weg aus kristallinischen Gesteinen. Was sich später an Schichten jüngerer Formation
darübergelagert hatte, ist längst wieder abgetragen worden. Darum zeigen auch die
Kuppen ganz die Umrisse der Gneisdome und Glimmerschieferknppeln. Nur an den
Flanken des Gebirges lagern noch Bestandteile der jüngeren Erdschichten, besonders
Pläner- und Quadergestein.
Anders im Habelschwerdter Gebirge! Seine Südhälste besteht ans Gneis; die
ganze Nordhälfte aber ist von Pläner und Quader derartig noch jetzt überlagert, daß
sie breite Hochflächen aufweist. Kapartig ragen die Quadersandsteinmassen über den
Abfall der Gneis- und Glimmerschiesergrundlage hinaus (z. B. Kapuzinerplattc,
Steinberg). Der Raum zwischen Adlergebirge und Habelschwerdter Kamm ist zu-
meist mit Glimmerschiefer ausgefüllt, den die Erlitz muldenartig vertieft hat. Im
Norden ist diese Zone ebenfalls von Pläner überlagert und bildet als solche die Unter-
lage der Seefetder.